Die Coronakrise fräst sich derzeit in alle Gesellschaftsbereiche, die damit einhergehenden Veränderungen sind immens. In Kooperation mit dem Verein „DENKwerk Steiermark“ werfen zahlreiche Experten aus unterschiedlichsten Bereichen einen persönlichen Blick auf die Zukunft nach Corona. Der Weizer Familienunternehmer und Obmann des Fachverbandes der Metalltechnischen Industrie, Christian Knill, über die Krisenkosten.

Österreich hat zur Bewältigung der Covid-19 Folgen ein 38 Milliarden Euro Hilfspaket geschnürt, welches aus Soforthilfe und Härtefallfonds, Corona-Hilfsfonds, Kreditgarantien und Haftungen, Steuerstundungen und Herabsetzung der Vorauszahlungen besteht. Das Überleben von Unternehmen und die Unterstützung von 550.000 Arbeitslosen und 1,3 Millionen Menschen in Kurzarbeit fordern ihren Tribut.

Ziel dieses Paketes ist es, die Gesundheit der Menschen in unserem Land zu schützen, Arbeitsplätze zu sichern und den Wirtschaftsstandort gut durch die Krise zu steuern. Unbestritten ist aber auch, dass der Shut-down die wirtschaftlichen Probleme ausgelöst hat und nicht irgendwelche Spekulationen oder unternehmerische Fehlleistungen. Spannend wird daher, wer diese nach wie vor wachsende Schuldenlast in Zukunft tragen wird?
Beim Schreiben dieser Zeilen hat der Staat rund 287 Milliarden an Schulden, da ist das Hilfspaket natürlich noch nicht vollständig inkludiert. Somit werden wir am Ende des Jahres sicherlich weit über 300 Milliarden an Verschuldung aufweisen, oder mehr als 40.000 Euro je Staatsbürger und mehr als 70.000 Euro je Erwerbstätigen. Das entspricht knapp dem 1,5-fachen eines durchschnittlichen Arbeitnehmerverdienstes pro Jahr!

Im Jahr 2019 waren in Österreich durchschnittlich rund 4,4 Millionen Personen erwerbstätig, durch die Corona Krise ist diese Zahl aktuell gesunken. Laut Berechnungen der Statistik Austria beziehen rund 50 Prozent dieser Erwerbstätigen mehr vom Staat als sie Steuer zahlen, oder klarer ausgedrückt: nur etwa zwei von mehr als 8,2 Millionen Österreichern zahlen netto mehr in unser Steuersystem ein als sie bekommen. Und gerade auf diese Steuerzahler und Systemträger richten sich jetzt die großen Begehrlichkeiten.

Ritter der Gerechtigkeit

Die bisher nicht durch allzu viel Differenzierung aufgefallene Organisation ATTAC hat (mit viel Applaus links der Mitte) vorgeschlagen, es sollen doch die Reichsten und Vermögendsten in Österreich zur Kassa gebeten werden. Ein besonders lichter Vorschlag lautete, dass Amazon & Co. den Löwenanteil leisten sollten, schließlich seien sie die Profiteure der Krise. Wir hoffen auf ein Selfie von Jeff Bezos, wenn er die Vorschreibung des österreichischen Finanzministers bekommt. Ernsthaft, ein Blick auf Fakten täte ganz gut: Bis 1993 gab es hierzulande bekanntlich eine Vermögenssteuer, die zum Schluss zu 80 Prozent von den Unternehmen getragen wurde (weil außerhalb von Bilanzen Vermögen kaum erfassbar sind) und nur ein Prozent des Gesamtsteueraufkommens ausmachte. In Ländern, wo es diese noch gibt (z. B. Frankreich, Spanien) trägt diese auch nur etwa zwei Prozent bei. Heute wird Vermögen in Österreich durch eine Grund- bzw. Kapitalertragssteuer besteuert. Nicht zu vergessen ist, dass vorhandenes Vermögen ja bereits besteuert wurde! Übrigens das oberste Prozent der Einkommensbezieher kommt derzeit schon für etwa 20 Prozent der Steuern auf. Die Ritter der Gerechtigkeit sollten deshalb bedenken, dass diese Klientel am mobilsten ist und notfalls sehr rasch andere Wohnorte wählt.

Symbiose von klein und groß ist unsere eigentliche Stärke

Man könnte sich ja dann auf die Unternehmen fokussieren: wenn man einschlägigen, aktionistischen Quellen folgt, geht es denen ja prächtig, schütten jährlich Millionen an Dividenden und Boni aus, die sie ihren Beschäftigten geradezu abringen. Auch hier sollte man besser auf die Statistik Austria blicken: die knapp 340.000 Unternehmen Österreichs haben im Schnitt weniger als zehn Mitarbeiter und weniger als eine Million Umsatz. Das heißt, Österreich ist geprägt von kleinen und mittleren Unternehmen, Großteils von Familien geführt, die ihre Mitarbeiter persönlich kennen, gemeinsam durch dick und dünn gehen (auch durch Corona-Krisen!) und Gewinne meist in sehr moderaten Rahmen ausschütten.

Gott sei Dank haben wir in Österreich auch größere Leitbetriebe, die ganze Regionen und Sektoren mitziehen können. Diese Symbiose von klein und groß ist die eigentliche Stärke der österreichischen Wirtschaft. Österreich liegt mit 43 Prozent Abgabenquote so und so deutlich über dem EU Schnitt, da sind Gebühren noch gar nicht mitgerechnet. Wenn man sich einig ist, dass eine Erholung nach Corona vor allem einen Wiederaufschwung der Wirtschaft benötigt, sollte von einer Erhöhung der Steuer- und Abgabenlast der Wirtschaft Abstand genommen werden.

Haben dann am Ende die Arbeitnehmer verloren? Hier kann man derzeit von Glück im Unglück sprechen, denn der Nettoverlust in der Kurzarbeit beträgt maximal 20 Prozent für drei, schlimmstenfalls für sechs Monate. Bei einem durchschnittlichen Haushaltseinkommen von netto rund 25.000 Euro also im schlimmsten Fall rund 2500 Euro. Das ist schmerzlich und je nach Haushalt unterschiedlich zu verkraften. Härter ist das Los derer, die ohne Arbeitsplatz dastehen, aber immerhin abgefedert durch das Arbeitslosengeld. Was derzeit völlig unter den Tisch gekehrt wird, ist das Los der Selbstständigen und Kleinunternehmer, die nunmehr oft völlig ohne Einkommen aber mit teils hohen Fixkosten dastehen. Das sind jene, die durch diese Pandemie am härtesten getroffen sind, deren Probleme aber oft nicht gesehen werden.

Im Alarmmodus umsetzen

Wer bleibt dann aber übrig? Die größte Verantwortung für die Eindämmung der Schulden trägt wohl der Staat selbst, der ja alle einschlägigen Verordnungen erlassen hat! Mit drastischen Strukturänderungen auf der Ebene aller Gebietskörperschaften (Stichwort Föderalismusreform), mit einer notwendigen Verschlankung in der Organisation und einer Verkleinerung der Aufgaben (Stichwort Verwaltungsreform) und einem Maßhalten dort, wo man Investition und Konsum nicht abwürgt, muss die Regierung das machen, was alle Eigentümer und Manager auch in ihren Betrieben geradezu im Alarmmodus umsetzen mussten. Und die öffentliche Hand hätte in ihrem Bereich der Verwaltung mit dem Abbau von Mehrstunden und Urlauben sicherlich mehr an Solidarität mit dem privaten Sektor zeigen können, dem das Wasser bis zum Hals steht!

Christian Knill(geboren am 24.1.1970 in Weiz, studierte Betriebswirtschaftslehre) ist geschäftsführender Gesellschafter der Knill Holding GmbH mit Sitz in Weiz. Seit Mai 2012 ist er Obmann des Fachverband Maschinen- und Metallwaren Industrie, heute Fachverband Metalltechnische Industrie.