Der Ausflug in die eigene Vergangenheit passiert Andreas Bierwirth eher der Erleichterung wegen und nicht aus Schadenfreude. So erzählt der jetzige Magenta-Boss und frühere AUA-Chef im Rahmen einer digitalen Pressekonferenz, dass es beim Telekom-Anbieter zumindest „deutlich stabiler“ zugehe als etwa bei „Fluglinien, denen zurzeit der Umsatz komplett wegbricht“.

Dennoch hat auch Magenta, seit genau einem Jahr gibt es die Marke als Nachfolgerin der fusionierten Unternehmen T-Mobile und UPC, mit wirtschaftlichen Herausforderungen zu kämpfen. Fast alle Mitarbeiter arbeiten von zu Hause aus, 25 Prozent davon sind in Kurzarbeit. Allerdings sicher nicht länger als bis „Ende Juni“, kündigt Bierwirth an. Selbst die geplanten Investitionen ins Netz, 250 Millionen Euro sollen es sein, will der Konzern heuer „1:1“ umsetzen. Schon „Mitte bis Ende 2022“ könnte laut Andreas Bierwirth dann der neue Mobilfunkstandard 5G in Österreich „flächendeckend“ verfügbar sein.

Magenta-Boss Andreas Bierwirth
Magenta-Boss Andreas Bierwirth © APA/ROBERT JAEGER

Beim Ausbau der Infrastruktur will Magenta – vehemente Netzprobleme Ende April setzten den Konzern wie auch einige europäische Partnerunternehmen unter Druck – übrigens weiter auf den umstrittenen chinesischen Konzern Huawei setzen. Allerdings nicht ausschließlich. Huawei sorge federführend für die Antennentechnologie, bei den „Kernnetzwerken“ will Magenta auf „andere Lieferanten“ setzen.

Wie sich die Ausgangsbeschränkungen im Zuge der Coronakrise auf die Nutzungsgewohnheit der Kunden ausgewirkt haben? Überrascht zeigt sich der Magenta-Chef, der am Montag ein explizites „Homeoffice-Paket“ vorstellte, von einem deutlichen Plus bei der klassischen Telefonie. In Coronazeiten liegt der Wert um 100 Prozent höher als in „normalen“ Monaten. Dafür habe sich der Ansturm auf die „Daten“ in Grenzen gehalten. Lag der Wert am Beginn der Ausgangsbeschränkungen noch höher, habe sich die Datennutzung nun bei einem „Plus von 40 Prozent“ eingependelt. Bierwirth, durchwegs humorvoll: „Wenn also ein Engpass gedroht hätte, dann, was die Kapazitäten bei Telefonaten betrifft.“

Drei-Chef Jan Trionow
Drei-Chef Jan Trionow © Jürgen Fuchs

Ähnliches weiß auch Jan Trionow, Chef von Drei, zu berichten. Auch die Spitzenzeiten haben sich hier verändert. Am häufigsten telefoniert wurde vor der Krise gegen 18 Uhr, das habe sich jetzt auf 10 Uhr verschoben. Beim Datenverkehr gibt es gar einen neuen Höhepunkt um 8.00 Uhr früh. Besonders stark nachgefragt: Videotelefonie, mit einem Plus von 232 Prozent. Die Datennutzung durch Online-Spiele wiederum legte um 173 Prozent zu.

Wachstum, das sich bei den Telekomkonzernen allerdings nicht in Mehreinnahmen niederschlägt, wie Trionow erklärt: Die meisten Kunden hätten „All-in-Verträge“. Dazu kommt, dass mit dem Ausbleiben der Touristen auch bei Nicht-EU-Bürgern lukrative Roaming-Einnahmen entfallen. Jan Trionow spricht hier in Bezug auf Drei von einem zweistelligen Millionenbetrag. Auf Sparkurs werde man dennoch nicht gehen. „Der 5G-Ausbau wird Teil des Konjunkturaufschwungs werden“, ist der Top-Manager überzeugt.