Die von führenden Ölproduzenten umfangreichste je vereinbarte Förderkürzung könnte ohne große Wirkung verpuffen. Ölpreise zeigten am Montag zunächst keine eindeutige Tendenz, da der preissteigernde Impuls einer Angebots-Verknappung von wachsenden Sorgen über einen durch die Corona-Pandemie ausgelösten Nachfrage-Einbruch überschattet wurde.

Die US-Bank Goldman Sachs erklärte, trotz des "historischen Abkommens" könnten die Förderkürzungen die sinkende Nachfrage nicht auffangen.

Trump: Senkung um 20 Millionen Barrel pro Tag erwogen

Nnach Angaben von US-Präsident Donald Trump könnte die Produktion noch viel mehr drosseln als bereits beschlossen. Die Mitglieder des erweiterten Kreises der Förderländer (Opec+) würden eine Senkung der Fördermenge um 20 Millionen Barrel pro Tag erwägen, nicht nur um zehn Millionen Barrel, schrieb Trump am Montag im Kurzbotschaftendienst Twitter.

Er betonte, er sei schließlich "gelinde gesagt" in die Verhandlungen "involviert" gewesen. Sollte etwas in dieser Größenordnung geschehen, und sollte die Welt nach der "Covid-19-Katastrophe" zur Normalität zurückkehren, könnte die Energie-Industrie "viel schneller" wieder stark werden als derzeit erwartet, schrieb Trump weiter. Unklar war zunächst, ob es bei den Förderländern tatsächlich so weit gehende Erwägungen zur Drosselung der Erdölproduktion gibt - oder ob Trump die Staaten unter Druck setzen will.

Die im Verbund Opec+ vereinigten Ölproduzenten hatten sich darauf geeinigt, die Tagesproduktion um 9,7 Millionen Barrel (je 159 Liter) zu senken. Die Kürzung entspricht etwa zehn Prozent des weltweiten Angebots. Die Förderbremse soll für Mai und Juni gelten und den durch die Coronavirus-Krise ausgelösten Preisrutsch aufhalten. Opec+ strebt zudem an, dass sich weitere Ölproduzenten wie die USA, Kanada, Brasilien und Norwegen der Förderbremse anschließen. Sie könnten ihre Produktion um zusätzliche fünf Millionen Barrel pro Tag verringern. Sollten sie zustimmen und andere Länder stärker kürzen als vereinbart, könnte es Opec+-Kreisen zufolge weltweit effektiv auf eine Kürzung der Ölproduktion um 20 Millionen Barrel pro Tag hinauslaufen.

"Erwarten keine nachhaltige Erholung des Ölpreises"

Die Ölpreise legten zunächst zu, um im weiteren Handelsverlauf wieder zu fallen. Öl der Nordsee-Sorte Brent verteuerte sich zu Handelsbeginn in Asien um mehr als vier Prozent und kostete 33,99 Dollar (31,2 Euro) je Barrel, später lag der Preis bei 31,26 Dollar. Die US-Bank Morgan Stanley geht davon aus, dass erst in der zweiten Jahreshälfte die Bestände in den Öllagern abgebaut werden können. Ähnlich äußerte sich Harry Tchilinguirian von BNP Paribas: "Wir erwarten keine nachhaltige Erholung des Ölpreises, bis die angespannte Nachfrage im dritten Quartal wieder gelockert wird."

Zu der Staatengruppe Opec+ gehören neben den Mitgliedern des Exportkartells Opec unter Führung von Saudi-Arabien weitere Staaten wie Russland, das sich Anfang März weigerte, die Fördermengen wegen der Coronavirus-Krise weiter zu drosseln. Das löste den jüngsten Preisverfall aus. Durch die Beschränkungen zur Eindämmung der Pandemie ist der weltweite Rohöl-Bedarf binnen weniger Wochen um etwa ein Drittel pro Tag zurückgegangen. Die nun vereinbarte Kürzung ist die größte, die jemals vorgenommen wurde. Sie soll schrittweise innerhalb von zwei Jahren bis April 2022 wieder zurückgenommen werden.

"Großer Deal für alle ..."

US-Präsident Donald Trump hatte Druck auf Saudi-Arabien ausgeübt, den Preisverfall aufzuhalten, da er die Industrie des Landes schwer belastet. Trump dankte Russlands Präsident Wladimir Putin und dem saudischen König Salman für die Vereinbarung. "Ich habe gerade mit ihnen gesprochen. ... Großer Deal für alle", schrieb er auf Twitter. Dadurch würden Hunderttausende Arbeitsplätze in den USA gerettet.

In Grundzügen hatte sich der Verbund bereits am Donnerstag auf die Produktionskürzung geeinigt, Mexiko blockierte jedoch die Unterzeichnung. Der mexikanische Präsident Andres Manuel Lopez Obrador überraschte am Freitag mit der Ankündigung, die USA würden einen Teil der Kürzungen übernehmen, zu denen Mexiko aufgefordert wurde. Trump erklärte, die USA würden Mexiko helfen, indem sie einen Teil der "Flaute" auffingen und später dafür entschädigt würden. Wie genau das funktionieren soll, sagte Trump nicht.