In 3462 Kärntner Gastronomiebetrieben werden im Schnitt 86.550 zahlende Gäste pro Tag bewirtet. Für die Gastwirte bedeutet das monatlich rund 2,6 Millionen Kassenbelege, die ausgedruckt und den Kunden quasi in die Hand gedrückt werden müssen, rechnet Stefan Sternad, der Obmann der Fachgruppe Gastronomie in der Wirtschaftskammer, vor. Belege, die von einem Großteil der Kunden dann liegen gelassen werden.

Außerdem so Sternad, würden sich rund 70 Prozent der Konsumationen im Rahmen von 15 bis 20 Euro bewegen. Weshalb er gestern gemeinsam mit dem Kärntner Wirtschaftskammerpräsidenten Jürgen Mandl sowie dem Gremialobmann der Tabaktrafikanten, Wolfgang Streißnig, gefordert hat, mit "dieser sinnlosen Bürokratie Schluss zu machen" und "eine Bagatellgrenze von 20 Euro einzuziehen". Denn aktuell müssten die Wirte wegen dieser sogenannten Belegerteilungspflicht "Unsummen an Aufwendungen für Drucker, mobile Endgeräte sowie Papierkosten stemmen". Und es entstünden "Unmengen an Papiermüll, da die meisten Gäste die Belege direkt im Lokal entsorgen".

Und ein Gefühl dafür, wie groß diese Mengen tatsächlich sind, wurde durch die Papierberge vermittelt, welche die Trafikanten zum Pressegespräch in die Café-Bar Kosterei mitgebracht hatten. Müll, der sich in nur einer Woche in vier Geschäften angesammelt hatte, so Streißnig. Insgesamt würden diese Bons einer Strecke von 160 Kilometern entsprechen. Und zum Großteil würde es sich um Summen von weniger als 10 Euro handeln.

Wolfgang Streißnig, Gremialobmann der Trafikanten, Wirtschaftskammerpräsident Jürgen Mandl und Stefan Sternad, Fachgruppenobmann der Gastronomie, demonstrierten im Rahmen eines Pressegesprächs, welche Müllberge in nur einer Woche in vier Geschäften entstehen
Wolfgang Streißnig, Gremialobmann der Trafikanten, Wirtschaftskammerpräsident Jürgen Mandl und Stefan Sternad, Fachgruppenobmann der Gastronomie, demonstrierten im Rahmen eines Pressegesprächs, welche Müllberge in nur einer Woche in vier Geschäften entstehen © Walter Fritz

"Durch den Wegfall von Belegen unter der 20-Euro-Wertgrenze könnten alleine in Kärnten mindestens 1,8 Millionen Papierbelege eingespart werden", ist Sternad überzeugt. Auf Wunsch des Kunden könne aber natürlich jederzeit auch weiterhin ein Kassenbeleg ausgedruckt werden. Im benachbarten Ausland, beispielsweise habe man längst erkannt, dass es sich bei den ausgedruckten Kassenbelegen "um eine Zeit- und Geldverschwendung handelt". So erwäge man in Deutschland die Einführung einer Bagatellgrenze von 10 Euro, und in Frankreich werde die aktuelle Bagatellgrenze von 10 Euro in den kommenden beiden Jahren auf 30 Euro erhöht. Was bedeute, dass für Konsumationen, die unter dieser Grenze liegen, kein Beleg mehr ausgestellt werden muss.

Kontrolle auch ohne Papierbeleg

Dem Gesetzgeber selbst, so Sternad, entstehe dadurch kein Nachteil. Denn die finanztechnische Kontrolle funktioniere durch die digitale verschlüsselte Speicherung auch ohne Papierbeleg. Außerdem, so Mandl, müssten Papierbelege sieben Jahre lang aufbewahrt werden, was im digitalen Zeitalter absolut nicht mehr zeitgemäß sei. Hinzu kämen auch gesundheitliche und umweltschutzrechtliche Bedenken. Denn die Belege würden auf mit Chemikalien belastetem Thermopapier gedruckt, seien daher nicht im Altpapier recycelbar und müssten im Restmüll entsorgt werden. "Wir fordern daher einen raschen Stopp dieser Kassenbeleg-Flut", sagen Mandl und Sternad.