Rund 49 Prozent des Stroms in der EU wurden 2017 aus Kohle, Öl oder Gas gewonnen. Bis 2050, also in 30 Jahren, soll dieser Wert auf null sinken. Bei diesem Wandel mitmischen will auch ein Grazer Investment-Unternehmen: Emerald Horizon. Mit Solarmodulen, Wasserstoff und E-Mobilität soll eine Welt ohne fossile Energie entwickelt werden.

Die Zukunftsvision von Emerald Horizon kennt jedoch noch eine Energiequelle, erklärt Florian Wagner, Vorstand des Unternehmens: „Wir wollen Energie aus Atommüll erzeugen und so zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Wir lösen das Atommüll-Problem und erzeugen CO2-neutralen Strom.“

Transmutation ist das Zauberwort, das Umwandeln von radioaktivem Material in harmlose Bestandteile. Wagner ist nicht der Erste mit dieser Idee, bestätigt Waldemar Ninaus vom Grazer Institut für Strahlenmesstechnik. „Seit Jahrzehnten wird daran geforscht.“ Und so ist auch die Technologie, mit der Wagner arbeitet, keine neue: Es geht um Flüssigsalz-Reaktoren auf Thorium-Basis.

Alte Technologie

Laut dem Atom-Experten Ninaus wurden die Grundlagen dafür bereits in den 1940er-Jahren entwickelt. „Man hat sich dann aber für Uran als Brennstoff entschieden, weil dabei Plutonium für Atombomben entsteht.“ Für ebendiesen Atommüll gibt es bisher kein finales Lager. Flüssigsalz-Reaktoren könnten hier durchaus eine Lösung sein, bestätigt Ninaus. Denn Abfallstoffe dieser Anlagen wären nach rund 500 Jahren abgebaut und nicht nach 10.000 wie bei Uran-Kraftwerken.

Greenpeace-Experte Jan Haverkamp warnt vor Euphorie. „Dieses Versprechen ist gefährlich. Es könnte als Argument dienen, weiterhin Atommüll herzustellen. Statt weniger gäbe es mehr nuklearen Abfall.“ Haverkamp bezweifelt auch die Wirtschaftlichkeit dieser Technologie. „Mit erneuerbaren Energieträgern können Flüssigsalz-Reaktoren nicht mithalten.“ Wobei er betont: Grundlagenforschung in dem Bereich wird von Greenpeace begrüßt, nur nicht als Lösung der Energiefrage.