Ein Drohnenangriff auf die größte Raffinerie Saudi-Arabiens brachte am 14. September die Hälfte der Ölproduktion des Landes zum Erliegen. Die schwarzen Rauchfahnen über Abqaiq, der Anlage des staatlichen Ölkonzerns Saudi Aramco, waren bis ins All zu sehen. Im ersten Schock stiegen die Ölpreise um bis zu 20 Prozent, das hatte es zuletzt Anfang der 1991er Jahre gegeben, als die USA in den zweiten Golfkrieg eingriffen. Doch was davon blieb übrig auf dem Markt für Öl und Treibstoffe? Hat sich Sprit seither wesentlich verteuert?

Moderater Preisanstieg

Nikola Junick, Verkehrswirtschaftsexpertin des ÖAMTC
Nikola Junick, Verkehrswirtschaftsexpertin des ÖAMTC © ÖAMTC

Orientierung gibt der regelmäßige Treibstoffpreis-Monitor der Europäischen Kommission, den in Österreich das Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus veröffentlicht. Die am Freitag veröffentlichten Daten per Stichtag vom 23. September - also etwa eine Woche nach dem Angriff - zeigen tatsächlich einen Preisanstieg. Der Liter Diesel kostete im Schnitt 1,231 Euro (plus 3,1 Cent im Vergleich zur Vorwoche), ein Liter Eurosuper 1,269 Euro (plus 2,4 Cent). Eine dramatische Verteuerung sieht zwar anders aus, doch sei sie, bestätigt Nikola Junick, Verkehrswirtschaftsexpertin des ÖAMTC, als Folge des Ereignisses in Saudi Arabien zu sehen.

"Das aktuelle Preisniveau ist höher als im August", erklärt Junick der Kleinen Zeitung. Doch gilt es hier zu relativieren, dass die Preise für Diesel und Super immer noch unter dem Jahreshoch im Mai sind und die Treibstoffe auch im März und April (Diesel) sowie im April, Juni und Juli (Super) mehr kosteten.

Anstiege gehen wieder zurück

Am 15. September waren mit einem Schlag fünf Prozent der weltweiten Erdölproduktion weggebrochen, was erwartungsgemäß zum Ölpreisanstieg führte. "Allerdings sieht man bei einer tieferen Analyse, dass die Anstiege bereits wieder zurückgegangen sind", sagt Junick. "Auch beim Ölpreis liegen wir weit unter dem bisherigen Jahreshoch." Das Öl der Opec sei derzeit wieder um rund fünf Prozent günstiger als am 16. September, dem zweiten Tag nach den Angriffen auf Abqaiq.

Die Spritpreise sind in Österreich bis zum 18. September gestiegen, seither zeigt die Tendenz wieder nach unten. "Der Markt hat sich rasch beruhigt, da die Ölförderkapazitäten schneller aufgestockt werden konnten als angenommen worden war", erklärt Junick. Saudi Aramco hatte angekündigt, bereits Ende September in Abqaiq wieder die gleiche Menge Öl zu fördern wie vor den Anschlägen.

Den günstigsten Treibstoff in Österreich gab es am Freitagnachmittag übrigens in Spittal an der Drau und in Leoben. Die Diskont-Tankstellen von Leitner verkauften Diesel um 1,099 Euro je Liter und Super um 1,149 Euro, zeigte eine Abfrage in der Spritpreisdatenbank des ÖAMTC.