Europäische Firmen sind nach Einschätzung von Experten nur unzureichend auf ein von China geplantes Bewertungssystem für die im Land tätigen Unternehmen vorbereitet. Die Europäische Handelskammer in Peking und Experten des Berliner Instituts Sinolytics veröffentlichten am Mittwoch einen Bericht, der das geplante Sozialkreditsystem für ausländische und chinesische Firmen unter die Lupe nimmt.

Dieses könne "Leben oder Tod" für eine Firma bedeuten, hieß es. Zu dem System, das bis zum Jahresende eingeführt werden soll, gehört der Analyse zufolge unter anderem die Vorgabe, in den Geschäftsräumen in China Überwachungskameras zu installieren und der chinesischen Regierung die Daten zur Verfügung zu stellen. Bewertet werden die Firmen demnach unter anderem nach ihren Steuerunterlagen, nach Arbeitsplatzsicherheit, Umweltstandards und möglichen Beschwerden über ihre Produkte.

Schwarze Liste

Wer die Regeln verletzt, komme auf eine "schwarze Liste" und es drohten "unverzügliche schwere Strafen", warnte die EU-Handelskammer. Dabei könne es sich um häufige Inspektionen, das Ende von Subventionen und Steuervorteilen bis hin zu Verleumdungskampagnen handeln. Es sei "sehr beunruhigend", dass die europäischen Firmen auf dieses System bisher weitgehend unvorbereitet seien, warnte Jörg Wuttke, Präsident der EU-Handelskammer.

Offiziellen Dokumenten zufolge wird jedes fragliche Unternehmen bereits auf die Einhaltung von mindestens 300 speziellen Regeln und Gesetzen untersucht. Das alles solle in eine einzelne Datenbank einfließen, erklärte Björn Conrad von Sinolytics. Dabei könne es auch passieren, dass eine Firma wegen eines einzelnen Vergehens einer Filiale in ganz China sanktioniert werde.

Auch Vorteile

Die Autoren der Analyse sehen aber auch Chancen in dem Bewertungssystem, da europäische Firmen oftmals etwa strengere Umwelt- oder Arbeitsschutzstandards einhalten als die chinesischen Unternehmen im Land. Die Daten würden automatisch erhoben, das könne von Vorteil sein.