Überraschend. Das Wort beschreibt den Vorgang rund um den Leuchtenhersteller Osram und den Sensorhersteller ams AG. Eigentlich wurde damit gerechnet, dass die Investmentfonds Bain/Carlyle Osram zu 35 Euro je Aktie übernehmen werden, dann veröffentlichte Osram vergangenen Montag überraschend ein inoffizielles Angebot der ams AG zu 38,50 Euro je Aktie, inklusive eines unfreundlichen Hinweises auf die unsichere Finanzierung. Überraschend zog die ams AG wenige Stunden später (um 00.53 Uhr) das Angebot zurück. Eine Woche später die nächste Überraschung: Die mögliche Transaktion mit Osram Licht AG werde nun doch weiter geprüft.

Für die ams-AG geht es dabei um eine Summe von rund 4,2 Milliarden Euro. Eine so hohe Investition muss gut gerechtfertigt sein. Noch dazu, da die Summe mittels Krediten aufgebracht werden soll. Doch ams-Chef Alexander Everke hielt sich zu Einzelheiten bedeckt: „Unser Hauptfokus liegt eindeutig darauf, technologie-basierte Übernahme-Aktivitäten anzugehen“, so Everke in einer Telefonkonferenz.

Teilweise in Konkurrenz

Analysten sehen die mögliche Transaktion kritisch. Die Experten der Erste Group bemängeln vor allem, dass die ams AG nicht bekannt gibt, warum sie Osram überhaupt kaufen will. Die unklare Lage würde außerdem den Aktienpreis dämpfen.

Andererseits könnte eine Übernahme von Osram der ams AG tatsächlich zusätzliche Chancen für Wachstum bieten. Denn die beiden Unternehmen sind Konkurrenten im Bereich optischer Sensoren für die Automobilindustrie und bei Smartphones und Wearables. Das Produktportfolio von Osram geht allerdings weit über diese Anwendungen hinaus.

Nach der Trennung von Siemens hat sich Osram auf LED-Technologie konzentriert. 2016 wurde das Privatkunden-Geschäft abgestoßen. Neben den bereits erwähnten Geschäftsbereichen liefert Osram Beleuchtungen für Konzerte, für Indoor-Pflanzenanbau, Industriebeleuchtung, Smart-City-Beleuchtung, Lampen in Bekleidung und vieles mehr.

Zerschlagung befürchtet

Dementsprechend sehen die Analysten der Erste Group keinen Mehrwert für die ams AG, wenn Osram im Ganzen gekauft würde. Sie gehen davon aus, dass der Sensorhersteller eigentlich nur an bestimmten Teilen des Osram-Geschäfts interessiert sei.

Ähnliches befürchtet auch die Gewerkschaft IG Metall und warnt vor der Zerschlagung des Licht-Konzerns im Fall der Übernahme durch die ams AG. Die Gewerkschaft unterstützt klar das Angebot von Bain/Carlyle, da die Investoren den Arbeitnehmervertretern konkrete Zusagen gemacht haben. Daher geht IG-Metall-Vorstandsmitglied Jürgen Kerner mit der ams AG hart ins Gericht: „Hier wird mit der Überlebensfähigkeit zweier Unternehmen verantwortungslos gezockt. Wir werden ein solches feindliches Vorgehen nicht zulassen.“