In Österreich herrscht ein Bauboom. Während bei Einfamilienhäusern Holz als Baumaterial üblich ist, spielt es im Geschossbau fast keine Rolle. Warum?
RICHARD STRALZ: Man sieht vordergründig nur Errichtungskosten und nicht die Summe aller Ausgaben. Dabei hat ein Holzbau bei bauphysikalisch gleichen Eigenschaften drei bis fünf Prozent mehr Geschossfläche als ein konventioneller Bau. Dazu kommt der kurze Transportweg des Rohstoffs zum Sägewerk und danach zur Baustelle. Auch in der Geschwindigkeit mit der heute ein Holzbau aufgestellt werden kann, sind wir unschlagbar. Das sind alles Themen, die für den Holzbau sprechen. Und natürlich geht es auch um die Ökobilanz. Holz hat da massiv die Nase vorne.

Und warum wird Holz dann nicht deutlich öfter eingesetzt?
Es ist das Thema, dass Holzbau noch zu wenig in der breiten Masse der Bauingenieure angekommen ist. Darum haben wir von Pro-Holz und dem Fachverband eine Stiftungsprofessur an der TU Graz ins Leben gerufen.

Wenn man höher bauen will, muss man wieder Stahlbeton verwenden?
Eine Kombination. Holzbau heißt ja nicht, Holz und sonst nichts. Sondern man kann auch durchaus Hybride nutzen. Die Zukunft des Bauens wird sicher darin liegen, dass im Bearbeitungswerk vorgefertigt wird und dass man Werkstoffe intelligent miteinander kombiniert. Holz ist bei beiden ganz vorne dabei. In Zukunft wird Holz eine tragende Rolle im privaten und öffentlichen Gebäudebau haben, da wir wegen des Klimawandels genötigt sein werden, einen CO2-neutralen und nachwachsenden Rohstoff zu nutzen.

Wenn wir in Österreich großflächig auf Holzbau umstellen: Gibt es genug Wald?
Das ist ganz einfach zu beantworten. In Österreich wächst jährlich wesentlich mehr Holz nach, als verbraucht wird. Wir haben mehr als genug Holz.

Ein zweites Thema im Bau ist die Sanierung. Hier sind wir in Österreich sehr schlecht ...
Auch hier muss man fragen: Was ist der ökologische Foodprint? Und ich kann sagen, dass diese XPS-Platten ein Problem für unsere Kinder werden. Das ist Sondermüll. Es gibt natürliche Dämmstoffe, wie Hanf, Stroh, Holz. Die helfen aktiv, den ökologischen Foodprint auch wirklich zu verbessern.

Unwetter und Borkenkäfer plagen die Waldbauern. Diese beklagen fallende Preise? Sie stehen auf der anderen Seite. Können Sie nicht einfach mehr zahlen?
Wir richten uns nach dem Markt. Wir bieten an, was wir zahlen können. Denn am Ende vom Tag muss das Produkt ja auch jemand kaufen. Ich kann das tollste und schönste Produkt haben und es kauft keiner. Dann brauchen ich auch keinen Rohstoff dafür. Aber wir versuchen die Mechanismen des Marktes wirklich mit Augenmaß anzuwenden.

Welcher Baum herrscht in Österreich vor. Was wächst im Wald der Zukunft?
Die Fichte wird auch zukünftig der Brotbaum bleiben, trotz Klimawandel. Die absolut dringende Aufgabe ist jetzt, klimaresistente Fichten zu züchten, um damit dem drastisch fortschreitenden Klimawandel etwas entgegenzusetzen. Und das möglichst rasch und im großtechnischen Stil, damit auch das entsprechende Saatgut vorhanden ist. Schweden und Kanada sind hier schon viel weiter als Österreich. Wenn ein Waldbauer heute entscheidet, trifft das im besten Fall seine Kinder, meistens seine Enkelkinder. Forstwirtschaft braucht extrem nachhaltiges und langfristiges Denken. Das muss man einfach erkennen. Dann versteht man auch die Verzweiflung vieler Waldbauern, wenn etwas, das sie über Jahrzehnte gepflegt haben, plötzlich durch Sturm oder Käfer zerstört wird.