Letztlich hat es fast 15 Stunden gedauert, bis die Versorgung wieder halbwegs hergestellt war. Um 7.07 Ortszeit gingen am Sonntag in Argentinien und Uruguay die Lichter aus. Und nicht nur die. Es war ein kapitaler Stromausfall, ein fast flächendeckender Blackout, von dem knapp 50 Millionen Menschen betroffen waren.

Auch wenn Südamerika weit weg ist, das Thema „Blackout“ ist auch in unseren Breiten ein präsentes und auch ernst zu nehmendes Krisenszenario. Die Frage, die seit Sonntag daher häufig zu hören ist: Kann so etwas auch in Europa, auch in Österreich passieren?
Erst Mitte Mai wurde mit „Helios“ in Österreich die bis dato größte „Blackout-Übung“ der Geschichte abgehalten. Teilgenommen haben alle Ministerien, Bundesländer, Einsatzorganisationen, Energieversorgungsunternehmen, der Regulator E-Control und die Netzgesellschaft APG. „Eine Übung in diesem Ausmaß hat es in Österreich zuvor nicht gegeben“, sagt Robert Stocker, Leiter des Krisen- und Katastrophenmanagements des Innenministeriums. Bei der Übung ging es darum, dass „alle in dieselbe Richtung ziehen. Wir wollen herausfinden, in welchen Bereichen es Verbesserungsbedarf gibt.“

Unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich

Denn unmöglich ist ein Blackout auch in Österreich nicht, wie E-Control-Vorstand Andreas Eigenbauer erklärt. Dennoch: Das letzte Blackout liegt Jahrzehnte zurück, das liege auch am umfassenden Sicherheitssystem in Europa. „Wenn eine Hauptkomponente im Stromnetz ausfällt, müssen die anderen Systeme den Ausfall abfangen können“, so Eigenbauer. Störungen im Netz seien nämlich auch in Österreich normal. Im Winter hatte etwa eine Lawine in Tirol eine Hochspannungsleitung umgeworfen. „Problematisch wird es, wenn zwei Hauptsysteme zugleich ausfallen und sich dann eine Kaskade bildet.“

Energie Steiermark investiert 100 Millionen Euro im Jahr

Das bestätigt Urs Harnik, Sprecher der Energie Steiermark und selbst Mitglied des Krisenstabs des Unternehmens. „Wir haben zweimal pro Jahr eine Übung, in der wir genau diese Szenarien simulieren“, so Harnik.

Die Energie Steiermark investiere jedes Jahr gut 100 Millionen Euro in die Netze und damit auch in ihre Ausfallsicherheit. „Die Herausforderungen haben stark zugenommen, heute speisen 25.000 Kraftwerke, von der privaten Fotovoltaik-Anlage bis zum Großkraftwerk, ins Netz, dadurch ist die Dynamik viel größer als früher.“ Insgesamt haben Störungen im Stromnetz aber dennoch deutlich abgenommen, so Harnik.

„Wenn die Krise da ist, ist es dafür zu spät“

Entscheidende Bedeutung haben im Fall des Falles die Gemeinden. Bei einer Versorgungskrise werden die Bürgermeister zu behördlichen Einsatzleitern mit großen Verantwortlichkeiten. Das Land Steiermark hat deshalb vom Zivilschutzverband und der Lokalen Energieagentur (LEA) eine Arbeitsmappe erstellen lassen, mit der sich die Kommunen auf den Ernstfall vorbereiten können. „Das ist eine Checkliste mit sieben Themen von der Kommunikation bis zur Lebensmittelnotversorgung“, sagt Katastrophenschutzreferent LH-Stv. Michael Schickhofer. So wird den Gemeinden etwa empfohlen, mit Nahversorgern vorab zu klären, wie im Krisenfall verhindert wird, dass Einzelne alle Lebensmittel aufkaufen. Bis Herbst wird der Leitfaden von den sechs Gemeinden Feldbach, Weiz, Lannach, Tieschen, Werndorf und St. Gallen umgesetzt.

Dann soll die endgültige Version an alle steirischen Kommunen gehen. Denn im Fall eines Blackouts genüge es nicht, ein Notstromaggregat auf dem Gemeindeamt zu haben, sagt LEA-Geschäftsführer Karl Puchas, „Man kann plötzlich nicht mehr einkaufen, telefonieren, Geld beheben oder das Auto betanken.“ Darauf seien Gemeinden und Bevölkerung vorzubereiten. „Wenn die Krise da ist, ist es dafür zu spät.“