Patrick Nathen ist ein Visionär, steht aber auf dem Boden der Tatsachen: „Natürlich sind wir Jahre davon entfernt, bei ihnen im Vorgarten zu landen“, sagt er und meint damit Lilium, jenes Flugtaxi, das dereinst den Nahverkehr revolutionieren soll.

Landen wird Nathen, Mitbegründer des Start-ups aus Weßling bei München, dennoch diese Woche in Graz, um beim Fifteen-Seconds-Festival (Donnerstag und Freitag) den Prototyp des Jets vorzustellen. Der Jet ist ein neuartiges Fluggerät, ein vollelektrischer Fünfsitzer, angetrieben von 36 Motoren, der senkrecht starten und landen kann. Reichweite: 300 Kilometer innerhalb einer Stunde – und das ohne CO2-Ausstoß. Anfang Mai absolvierte der Lilium Jet seinen Erstflug.

Das Video von Lilium:

„Mobilität ist ein demokratisches Recht und Mobilität ist im Wandel“, sagt Nathen im Vorfeld von Fifteen Seconds zur Kleinen Zeitung. Dass man Jahre weg sei vom Ziel, bedeute nicht, dass man nicht daran glaube. „Es sind starke Ansagen, aber für uns ist das die Realität, das ist tief in den Herzen unserer 300 Mitarbeiter verankert.“

2015 war Lilium von vier Absolventen der Technischen Uni München gegründet worden. Aus der Vision einer „Welt, in der jeder überall und jederzeit fliegen kann“, entwickelte und finanzierte man die ersten Prototypen des Flugtaxis aus eigener Tasche. „Der Vorteil in diesem konservativen Geschäftsfeld ist unsere Start-up-Mentalität. Unser Ziel war von Beginn an, etwas zu machen, was die Mobilität auf der ganzen Welt revolutioniert, deshalb sind wir auch ganz neu an die Aufgabe herangegangen.“

Mittlerweile flossen 100 Millionen US-Dollar von Investoren in das Projekt. Innerhalb von zwei Jahren schaffte Lilium den Sprung vom zweisitzigen Prototyp zum Fünfsitzer, der nun als Grundlage für die geplante Massenproduktion dienen werde, erklärte Lilium-Boss Daniel Wiegand nach dem erfolgreichen Test Anfang Mai. Es folgen nun eine Reihe weiterer Testflüge als Grundlage für die Zertifizierung des Jets.

Startklar bis 2025

Lilium rechnet damit, bis 2025 mit dem Flugtaxi-Service startklar zu sein. Wo, steht noch in den Sternen. „Es zeigen sich sehr viele Städte auf der ganzen Welt interessiert“, sagt Nathen. Diese Städte benötigen zumindest zweierlei: Regulatorien für Flugtaxis und eine Infrastruktur in Form eines Netzes an Landeplätzen.

Passagiere sollen dann via App den nächsten Landeplatz finden. Und der Preis? „Wettbewerbsfähig“, sagt Lilium, und man sei „vier Mal schneller als mit dem Taxi“. Der Jet könne Gemeinden zu einem Bruchteil der Kosten herkömmlicher Infrastruktur wie Straße und Schiene verbinden.

Die Konkurrenz

Bereits jetzt ist die Lufttaxi-Branche heiß umkämpft. Neben Lilium zählt mit Volocopter ein zweites deutsches Start-up zu den Pionieren, doch mischen auch Schwergewichte wie Boeing, Airbus, Uber, Intel, der Hubschrauber-Spezialist Bell und andere mehr mit. Im Konkurrenzkampf verweist Lilium auf sein minimalistisches Design, geringe Produktionskosten und auf hohe Energieeffizienz. Der Jet benötige nicht mehr Strom als ein E-Auto für die gleiche Entfernung.

Das Video von Volocopter: