Marketing ändert sich revolutionär – auch im längst digitalisierten Tourismus.

PETRA STOLBA: Klassische Werbung wird heute durch Adblocker weggeblockt. Durch die Digitalisierung wird die Werbung vielfältiger. Sie erfordert viel mehr Arbeit mit der Community, mit den Gästen. Die Frage ist, wie erreicht man Menschen zur richtigen Zeit mit der richtigen Information?

Emotionales Storytelling?

Genau. Und das muss man über viele verschiedene Kanäle hinüberbringen. Digitalisierung spielt schon bei der Erstellung des Contents eine Rolle. In der Produktion der Inhalte gibt es schon Anwendungen mit künstlicher Intelligenz, zum Beispiel, wenn es um Wetter- und Schneeberichte geht. Man braucht KI, um den Content maschinenlesbar zu machen, wenn ich ihn verwalten, aufbewahren und ausspielen will.

Auf die Hauptplattform des Urlaubers, sein Smartphone, werden Tourismusinformationen nur noch häppchenweise ausgespielt: die zehn schönsten Strände, die zehn besten Hideaways. Wie packt man da Österreich hinein?

Es geht zuerst einmal darum, eine emotionale Grundbotschaft über Österreich auszusenden, dann konkret zum Produkt und zum Buchen. Unser Kerngeschäft ist der Markenbereich, wo es um Inspiration geht und um große Emotionen – da wandert alles hin auf Video. Auf den Märkten, zum Beispiel Asien, braucht es dann die Produkte über geeignete Kanäle.

Wie sehen Sie Österreich als Brand und wie kann der in Zukunft ausgestaltet sein?

Alpen haben sieben andere Länder auch, was unterscheidet uns also zum Beispiel von der Schweiz, die übrigens nur 40 Millionen Nächtigungen hat, im Vergleich zu unseren 150 Millionen Nächtigungen? Als Tourismusland differenzieren wir uns über die Kultur, besonders stark in Asien. Die Kombination Kultur-Natur hat sonst niemand und auf die setzen wir, vor allem im asiatischen Raum. Das schaut in Zentral- und Osteuropa anders aus, wir müssen uns nach den Kulturkreisen richten.

Kann die globale Aufmerksamkeit für den Klimawandel den Brand Österreich neu aufladen?

Nachhaltigkeit hat nicht nur den ökologischen Aspekt, sondern auch den ökonomischen und soziokulturellen. Ich habe daher ein anderes Bild vor Augen. Österreich als Alternative zur sonstigen Art von Tourismus. Ich würde vorschlagen, die Fähigkeiten und Ressourcen in den einzelnen Regionen viel stärker in Wert zu setzen. Das bedeutet verknüpfter in Kreisläufen zu denken, Landwirtschaft und Tourismus stärker zu verbinden.

Das steirische Vulkanland und die Slow-Food-Region im Gailtal und Lesachtal zum Beispiel.

Die sind auf dem richtigen Weg. Das sind die Rolemodels der Vernetzung. Es geht nicht nur um Ökologie, sondern dass Tourismus begriffen wird als Möglichkeit, eine lebenswerte Umgebung zu schaffen. In wenigen Jahren wird die Aufgabe einer Destination Managementorganisation sein, nicht Gäste, sondern einen Lebensraum zu managen. Wenn der Lebensraum spannend und interessant ist, kommen Gäste von selbst.

Natur- und Ressourcen-Schatz der Regionen in Verbindung mit künstlicher Intelligenz?

Ja, wenn Sie so wollen. Die Vision ist Österreich als Brand für ökosoziale Marktwirtschaft