Nach langem Anlauf wurde jüngst das Magna-Werk bei Marburg offiziell eröffnet. Was bedeutet es für Slowenien?

ZDRAVKO POČIVALŠEK: Österreich ist Sloweniens wichtigster Auslandsinvestor. Magna ist eine der größten Investitionen – mit 145 Millionen Euro in der ersten Phase, in der bis 2022 400 Mitarbeiter aufgenommen werden. Derzeit sind 200 Leute im Probebetrieb beschäftigt. Slowenien hat die Investition mit 18 Millionen Euro Förderung unterstützt, bisher sind zwölf Millionen Euro ausgezahlt.

Sloweniens Wachstumsprognose 2019 wurde von 3,7 auf 3,4 Prozent korrigiert, liegt aber robust über 1,5 Prozent der EU. Was würde aber ein harter Brexit heißen?

Slowenien liegt seit 2014 weit über dem EU-Schnitt, 2017 hatten wir sogar über fünf Prozent Wirtschaftswachstum. Es war immer höher als die Prognosen. Wir sind zu 80 Prozent exportorientiert, allen voran nach Deutschland. Es gibt kein deutsches Auto ohne Bestandteile aus Slowenien. Den Brexit können wir ausbalancieren.

In Österreich arbeiten 22.000 Slowenen. Wie beheben Sie den Mangel an Fachkräften im Land?

Viele suchten während der Krisenjahre nach 2009 Arbeit im Ausland. Jetzt ist das neben drohenden Handelskriegen unsere größte Gefahr. Die Arbeitslosigkeit ist unter sechs Prozent, der Druck auf die Löhne steigt und wir müssen selbst Arbeitskräfte importieren.

Eben begann der zweigleisige Ausbau der Bahn von Laibach nach Koper für 1,2 Milliarden Euro. Für die Neue Seidenstraße?

Wir haben 2017 in Budapest das Protokoll unterzeichnet und sind Teil der chinesischen Initiative "One Belt, One Road". Über den Hafen Koper führt der kürzeste Weg vom Fernen Osten nach Zentraleuropa. Um fünf Tage schneller, als über nordeuropäische Häfen.

Im Wettbewerb mit Triest, wo die Chinesen auch anklopfen?

Ja. Aber am Ende werden alle profitieren: Koper, Triest, Venedig und Rijeka in Kroatien.

Chinesen haben Sloweniens nationale Marke Gorenje gekauft. Als erstes haben die gleich einmal die Produktion der Kühlschränke nach Serbien verlegt.

Das hat Gorenje zum Teil schon früher auch gemacht. Der Grund ist, dass man von Serbien aus Russland leichter beliefern kann. China ist Sloweniens größter Handelspartner außerhalb Europas. Bei Gorenje haben Chinesen 300 Millionen Euro investiert.

Und auch den Flughafen Marburg gekauft.

Da sind wir noch nicht sicher, wer hinter den Investoren steht.

Ihr Außenminister Miroslav Cerha wünschte sich jüngst in Washington mehr US-Präsenz in Europa. Die Russen seien da, die Chinesen würden kommen. Er hoffe, dass Melania Trump einmal ihren Mann in ihre Heimat bringe.

(Lacht) Sie meinen "unseren Schwiegersohn"? Da habe ich nur die Sorge vor Zöllen auf deutsche Autos, was uns treffen würde. Wir sind als Exportland offen für alle Handelspartner.

Der Flughafen Ljubljana kommt im Halbjahr mit 15 Prozent Plus auf 850.000 Passagiere. Welche Pläne hat Eigentümer Fraport?

Unser Fenster zur Welt! Auch wenn Pläne stocken: Fraport will den Flughafen ausbauen.
Für die zweite Röhre des Karawankentunnels wird auf österreichischer Seite schon gebaut. Wann startet auch Slowenien?
Unsere Verkehrsministerin unternimmt alles, um die Probleme der Ausschreibung zu lösen.

Sie waren Manager von Sloweniens größter Therme Olimia. Seit 2014 sind die Tourismusminister, es gibt laufend Gästerekorde, 2018 mit 15,7 Millionen Nächtigungen.

Der Tourismus bringt im Jahr 2,5 Milliarden Euro. Wir haben unser Budget für Werbung im Ausland auf 15 Millionen Euro verdoppelt. Unser Slogan "I feel Slovenia – grün, aktiv, gesund" trifft die Emotion. Mit unserem Nachbarn Kroatien sind wir nicht immer einer Meinung, aber in China und Japan werben wir gemeinsam: "Feel Slovenia, experience Croatia".

Die Altstadt-Fahrt im E-Car zum Interview ließ Laibach als grünste Hauptstadt Europas erahnen. Wie nachhaltig wirkt das Konzept?

Wir setzen auf E-Mobilität und haben ein EU-Projekt für Vernetzung für E-Autos in ganz Slowenien. An der Adria und via Balkan bis Griechenland.

Es fällt auf, dass Sloweniens Berggemeinden die meisten ihrer jährlich 5,9 Millionen Gäste anlocken. Wie treiben Sie Investitionen in Kurorten und den Meeresperlen Piran und Portrož voran?

Wir erwarten Impulse von einem Staatsfonds mit günstigen 30-jährigen Krediten. 40 Prozent der Tourismusbetriebe sind noch immer in Staatseigentum. Das ist mehr als in Kuba. Das ist das Kernproblem unseres Tourismus. Daher wollen wir in den kommenden drei, vier Jahren eine Privatisierungsstrategie umsetzen. Das ist auch eine Chance für österreichische Investoren. Alle sind willkommen.

2020 kommt die Nordische Ski-WM nach Planica. Großschance auch für Wintergäste-Rekorde?

Wir sind stolz auf das Skisprung-Zentrum in Planica. Die chinesische Mannschaft trainiert dort auch bereits für die Olympischen Spiele in Peking.

2021 wird Slowenien Kulinarik-Gastland Europas, was erwartet uns von Ana Roš bis zur "Odprta kuhna", der "Offenen Küche"?

Wir haben 24 Gastronomie- und drei Weinbauregionen. Es gibt 316 autochthone slowenische Speisen und drei Geschmäcker: pannonisch, alpin und mediterran. Probieren Sie!