Christoph Raunig und Patrick Kleinfercher sind die Gründer und Masterminds von myacker.com. Die Idee hinter der Plattform ist ebenso verblüffend einfach wie Erfolg versprechend: Von der Couch aus via App den „eigenen“ Gemüsegarten zu bestellen, ist vor allem für Städter ohne eigenes Grün attraktiv. Sechs von zehn myacker-Nutzer sind aus den Ballungsräumen Graz oder Wien. „Geackert“ wird in Altenmarkt im Lurnfeld, der OnlineGarten wird hier real. Und künftig auch vervielfältigt, oder wie es im Start-up-Sprech heißt: skaliert.

In Woudenberg nahe Utrecht entsteht „mijn boerderijtje.nl“. Der holländische „kleine Bauernhof“ umfasst nicht nur eine Ackerfläche von acht Hektar: Ihn bewohnen auch Hühner, Ziegen und Kühe: „Das ist für uns Level 2“ sagt Christoph – also ein Volltreffer. Denn drei Jahre nach Gründung des Agrar-Start-ups werden somit Idee und Technologie exportiert. In einen Markt, wie geschaffen für das „myacker“-Konzept: „Zwölf Millionen Menschen leben dort in einem Umkreis von einer Autostunde, Großstädte wie Rotterdam und Amsterdam liegen in unmittelbarer Reichweite.“ Und genau die urbane Klientel soll künftig virtuell ackern und vor Ort nach dem Grünzeug sehen.

Das Angebot, dem „selbst bestellten“ Acker einen Besuch abzustatten, steht auch in Kärnten – „allerdings kommen viele nur ein Mal im Jahr, weil wir weit entfernt sind“, sagt Christoph. Was Überlegungen der Gründer nährt, auch in Österreich näher an urbane Zentren gelegene Felder zu „beackern“. „Am Wiener Umland kommt man kaum vorbei. Das wird ein Thema werden.“ Der Geruch eines weiteren heimischen Ackers liegt damit schon in der Luft.

Anreizsystem mit Biss

Und nicht nur das – auch der Kärntner Acker soll auf „Level 2“ gehoben werden. Die Bauernhof-Tierchen hier werden sogar bestechender sein als jene in Holland. „Wir wollen Bienen in die Plattform integrieren“, sagt Christoph. „Wer spielerisch erlernt, was ein Imker zu tun hat, hat sich dann Honig verdient.“ Auch sei eine Erweiterung auf Hühner (Eier!) und Ziegen (Milchprodukte!) angedacht. „Wer gut auf sein Gemüse schaut, darf die Patenschaft für ein Hendl übernehmen und bekommt dafür Eier.“  Ein Anreizsystem mit Biss. Die Bienen sollten noch heuer summen. Mit dem Unterkärntner Start-up „Beesaver“, das mit smarter Technologie die Bienenhaltung erleichtert, sollen sich fleißige Online-Bauern künftig virtuelle Bienenstöcke erspielen können. „Damit soll die Wertschätzung für Honig steigen“, sagt Christoph. „Hinfahren und Bauernhof anschauen“ wird damit auch für Bienenstock-„Besitzer“möglich sein.

Damit ist die Energie des vierköpfigen myacker-Teams noch lange nicht gestillt. „Alle zwei, drei Wochen erreichen uns Anfragen aus Deutschland, erst vorgestern kam eine aus Italien“, berichtet der myacker-Gründer. Ob und wann man die Idee in die beiden Nachbarländer exportiert, hänge „von vielen Parametern“ ab. „Wir brauchen Fläche, Ressourcen und Investitionen“, sagt Christoph. Und auch den richtigen Mindset: „Die Leute in Holland sind super, sie sind auch im gleichen Alter wie wir und wollen, dass die Leute zurück zur Natur finden.“ Damit ist die Latte für weitere Partnerschaften gelegt.

Bereits jetzt ist das Oberkärntner Start-up so ausgerichtet, dass Franchising möglich wird. Aber auch am Lurnfeld ist noch Wachstum möglich – und das nicht nur für das Gemüse am Acker. Von 1370 registrierten Usern hatten 2018 432 einen eigenen Garten, der Rest kauft Gemüse zu. Heuer sollen es 1000 Gärten werden, von 6,5 Hektar Fläche werden 4,5 Hektar bebaut.