Jedes Monat veröffentlicht die Statistik Austria den Verbraucherpreisindex und errechnet die Inflation für Österreich. Selbiges macht die Eurostat mit dem sogenannten "Harmonisierten Verbraucherpreisindex". Und diese Zahlen halten den Bürgern Monat für Monat vor Augen, dass das Leben immer teurer wird.

Und tatsächlich: Das ist das Wesen der Inflation. Sie beschreibt die anhaltende Erhöhung des Preisniveaus, die Minderung der Kaufkraft des Geldes. Gemessen wird sie mit einem fiktiven Warenkorb, der die Ausgaben der Bürger widerspiegeln soll. Alle Waren ergeben 100 Prozent, die unterschiedlichen Produkte werden je nach Bedeutung gewichtet. 2019 wird dem Brot beispielsweise ein Gewicht von 1,01 Prozent zugesprochen, Rindfleisch hat 0,34 Prozent Gewicht, Milch 0,26 Prozent, Gemüse 1,08 Prozent. Deutlich mehr Gewicht hat aber Bekleidung mit 3,82 Prozent oder Kraftstoffe mit 3,01 Prozent. Restaurants und Hotels werden mit 12,24 Prozent bewertet.

Doch bevor jetzt die Angst aufsteigt, dass man sich das Leben bald nicht mehr leisten kann: Im Regelfall steigen die Löhne in einem ähnlichen Verhältnis wie die Preise. Um das gewährleisten zu können, ist es wichtig, dass die Teuerung über die Jahre auf in einem ähnlichen Niveau bleibt - im Fachjargon wird das "Preisstabilität" genannt.

EZB-Ziel

Bei der Konzipierung der Eurozone wurde vor allem auf diesen Punkt wert gelegt. Und so ist die Preisstabilität bis heute das einzige Ziel der EZB, definiert als eine Inflation knapp unter zwei Prozent, gemessen mit dem "Harmonisierten Preisindex". Betont wird immer, dass das Ziel eine Mittelfrist-Perspektive ist. Also sie soll über mehrere Jahre im Durchschnitt diesen Wert haben. Die Inflation kann also durchaus mal höher und mal tiefer sein.

Und tatsächlich, seit der Euro-Einführung im Jahr 2002 betrug die Inflation im Durchschnitt jährlich 1,69 Prozent - für die EZB eigentlich zu wenig. Verantwortlich dafür waren vor allem die Jahre 2013 bis 2015 mit extrem niedrigen Raten. 2014 war die Teuerung sogar negativ. Die Preise sanken um 0,17 Prozent. Den höchsten Wert gab es 2007 mit 3,11 Prozent.

Natürlich ist die Inflation in den Euroländern unterschiedlich. In Österreich gab es seit der Euro-Einführung den höchsten Wert auch 2007 mit 3,47 Prozent. Eine negative Inflation gab es jedoch nie. 2014 fiel die Teuerung auf den Tiefstwert von 0,81 Prozent. Im Schnitt sind die Preise seit 2002 jährlich um 1,92 Prozent. Der Wert entspricht dem Ziel der EZB.

Schilling-Zeiten

Gerne wird dem Euro vorgeworfen, dass er alles teurer gemacht habe und die Inflation viel höher sei als in Schilling-Zeiten. Der Blick auf historische Zahlen des Verbraucherpreisindex zeigt aber, dass das nicht der Fall ist. In den 1970er betrug die Inflation im Jahresdurchschnitt 6,11 Prozent. Im Jahr der Ölkrise, 1974, stieg sie sogar 9,52 Prozent. In den 1980ern lag der Schnitt bei 3,83 Prozent, in den 1990ern bei 2,41 Prozent und im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends bei 1,99 Prozent. Den Namen "Teuro" verdient der Schilling daher eigentlich viel eher als der Euro.

Wie geht es weiter?

Im Jänner 2019 ist die Inflation in Österreich erneut auf 1,7 Prozent gefallen, in der Eurozone sogar auf 1,4 Prozent. Seit Jahren versucht die EZB den Wert in Richtung 2,0 Prozent zu bringen. Dabei greift sie bekanntermaßen zu sehr ungewöhnlichen Mitteln. So wurden Anleihen um rund 2600 Milliarden gekauft und damit frische Euros in Umlauf gebracht in der Hoffnung, dass diese Investiert werden und so die Preise steigen. Seit Ende 2018 werden keine neuen Anleihen mehr gekauft. Sobald sie zurückgezahlt werden, wird das Geld jedoch reinvestiert.

Begleitet wird dieses Programm durch eine inzwischen drei Jahre anhaltende Null-Zins-Phase. Banken müssen für Einlagen bei der EZB sogar Negativ-Zinsen zahlen. Das Ziel: Banken sollen günstige Kredite gewähren, das sorgt für mehr Investitionen und mehr Nachfrage führt in der Regel zu höheren Preisen, zu Inflation.

Eigentlich waren die Märkte zuversichtlich, dass die Zinsen in der zweiten Jahreshälfte 2019 wieder steigen könnten. Doch die Inflation geht wieder zurück. Zusätzlich sorgen Brexit und der drohende Handelskonflikt mit den USA für Unsicherheit. Man wartet daher gespannt auf die nächste Zinssitzung der EZB ab. Vielleicht gibt es dann eine Antwort auf die Frage: Wann steigen die Zinsen endlich wieder.