"Es bleibt herausfordernd.“ Eine Floskel, die man von einer Vielzahl der insgesamt knapp 3000 Aussteller aus 56 Ländern auf der noch bis Mittwoch laufenden Sportartikelmesse ISPO zu hören bekommt.

Für die Produzenten steigt der Konkurrenz- und Innovationsdruck durch immer neue Anbieter; der stationäre Handel spürt den Hunger der Diskont- und Onlinekonkurrenz. Weil Diskontanbieter wie Decathlon und Tchibo oder vor allem der Onlinehändler Amazon ihr Eigenmarken-Angebot vergrößern und damit den Druck auf die traditionellen Handelsketten erhöhen, herrscht hektische Betriebsamkeit in der Branche, die allein in Deutschland 17 Milliarden Euro pro Jahr umsetzt. Schon in fünf Jahren sollen 40 Prozent davon über Onlinekanäle fließen.

Bewegung auch bei den Eigentümerstrukturen 

Die geänderten Marktbedingungen sorgen auch bei den Eigentümerstrukturen einzelner Marken für Bewegung. So hat die finnische Lutha Sportswear Company, die sich schon vergangenen Sommer mit 49 Prozent an Dachstein beteiligt hatte, die traditionsreiche österreichische Schuhmarke jetzt vollständig übernommen. Über der ebenfalls geschichtsträchtigen Vorarlberger Skimarke Kästle weht dagegen schon seit knapp einem Jahr die tschechische (Eigentümer-)Flagge. Die ConsilSport-Gruppe hat dort das Ruder übernommen – und neben dem Stammsitz Hohenems jetzt einen zweiten Produktionsstandort in Nové M(e)sto (Tschechien) in Betrieb genommen. Zudem feiert die Skimarke im kommenden Herbst ein Comeback im Langlauf-Segment. Ebenfalls neue Eigentümer bekommt in Kürze die deutsche Outdoor-Marke Jack Wolfskin. Noch im ersten Quartal soll die Übernahme durch die kalifornische Callaway Golf Company in trockenen Tüchern sein.

84.000 Besucher an drei Messetagen

Nicht mehr neu ist dagegen, dass große Sportartikel-Anbieter wie der Amer-Konzern, zu dem unter anderem Atomic und Salomon gehören, die Oberalp-Gruppe (Dynafit, Salewa) wie auch Adidas oder Puma der Messe den Rücken gekehrt haben und eigene Präsentationsveranstaltungen vor ausgesuchtem Publikum dem Münchener Massentreiben – 84.000 Besucher werden an den drei Messetagen erwartet – vorziehen.

Das ISPO-Messepublikum kann sich dafür einen Überblick über die vielfältigen und intensiven Anstrengungen der Branche Richtung Nachhaltigkeit verschaffen. Vor allem bei den klassischen Outdoor-Produkten sind die Ambitionen Richtung ökologischer Unbedenklichkeit seit Jahren am größten, die Ziele am ehrgeizigsten. Und so lässt beispielsweise die European Outdoor Group, ein Zusammenschluss der rund hundert größten Unternehmen der Branche, ihre Mitglieder gerade eine eigene Nachhaltigkeits-Charta unterzeichnen.

Neue Stofftechnologien

Vor allem das Vermeiden von Verpackungsmaterial (40 Prozent des anfallenden Plastiks) und Mikroplastik, das beispielsweise beim Reinigen aus der Wäsche ausgewaschen wird, steht dabei im Fokus. Neue Stofftechnologien oder ein Rückgriff auf natürliche Rohstoffe wie Wolle sollen hier helfen. Ganze Kollektionen bestehen mittlerweile nur noch aus recycelten Materialien.

„Plastic is still fantastic“ hält dieser Enthaltsamkeit der schwedische Outdoor-Ausrüster Light my Fire augenzwinkernd entgegen. Er bietet wiederverwendbares Campinggeschirr, bei dem statt „normalen“ Plastiks Zuckerrohr, Maisstärke und Holzfasern verarbeitet werden.

Ungetrübte Zuversicht regiert dagegen auch in der Sportartikelbranche bei den Anbietern von digitalen Mess-, Tracking- oder Unterhaltungsprodukten. Den Ideen und Anwendungen sind diesbezüglich keine Grenzen gesetzt – von Handbällen, die während des Spiels Daten liefern, über E-Sports-Angebote an der Grenze zur virtuellen Welt bis zu Daten liefernden Chips in Laufschuhen.