Wenn am Donnerstag um 13 Uhr in Wien die fünfte Verhandlungsrunde für den Kollektivvertrag der metalltechnischen Industrie beginnt, ist die Situation so angespannt wie lange nicht mehr. In den vergangenen Jahren einigten sich die Verhandler zu diesem Zeitpunkt üblicherweise auf höhere Löhne, Gehälter und noch mehr - doch standen die Treffen zwischen Arbeitgeberseite und Arbeitnehmervertreter im heurigen Jahr von Beginn an unter anderen, viel schlechteren Vorzeichen. 

Die Gewerkschaft schickte vor der ersten Verhandlungsrunde voraus, dass sie eine Kompensation für das neue Arbeitszeitgesetz verlange. Dies erlaubt Arbeitszeiten von bis zu 12 Stunden pro Tag und 60 Stunden pro Woche. Dass die Koalition aus ÖVP und FPÖ das Gesetz ohne Begutachtung durchgepeitscht hat, müsse ausgeglichen werden. Die metalltechnische Industrie winkte ab - für die Arbeitszeitdebatte sei sie der falsche Adressat, betonte Chefverhandler Christian Knill immer wieder.

Auch in der Frage, wie hoch die Lohn- und Gehaltserhöhung ausfallen müsse, liegen die Verhandler heuer weit auseinander. Die Arbeitnehmer fordern fünf Prozent, die Arbeitgeber bieten zwei Prozent für die Inflation und 0,7 Prozent für die Produktivitätssteigerung.

So deutet viel darauf hin, dass die Gewerkschaft Kampfmaßnahmen einleitet, sprich Streiks. Der ÖGB hat dafür bereits grünes Licht gegeben. Seit Montag werden in mehr als 300 Betrieben Österreichs Betriebsversammlungen abgehalten, die nur unterbrochen wurden und jederzeit wieder aufgenommen werden können. Rainer Wimmer, Verhandler auf Seiten der Gewerkschaft, kündigte an: "Kommen wir am 8. November zu keinem Ergebnis, gehen wir sicher in Maßnahmen."

Dass es heute zu einer Einigung kommt, gilt als eher unwahrscheinlich.