Obwohl Südafrikas Wirtschaft in den ersten zwei Quartalen 2018 einen Dämpfer erlitten hat, sind viele heimische Unternehmen zuversichtlich, dass sich das Land auf lange Sicht positiv entwickeln wird, sagt Johannes Brunner, Wirtschaftsdelegierter der WKÖ in Südafrika.

Cyril Ramaphosa, der das Präsidenten-Amt im Februar nach der Absetzung von Jacob Zuma übernommen hat, muss vor allem Armut, Korruption sowie der hohen Arbeitslosigkeit entgegensteuern. Auch das Bildungssystem liegt im Argen, zahlreiche Staatsunternehmen befinden sich in wirtschaftlichen Schwierigkeiten und die Infrastruktur hat erheblichen Aufholbedarf. Das Land bietet dennoch viel Potenzial, zudem gilt Südafrika als Sprungbrett für umliegende Märkte. Ramaphosa, der im kommenden Jahr die Parlamentswahlen gewinnen will, buhlt zurzeit um die Gunst von Investoren, um Geld ins Land zu holen.

Papier und Autos

Zuletzt wurden sowohl von südafrikanischen als auch internationalen Firmen millionenschwere Investitionsprojekte angekündigt. Darunter sind beispielsweise die Papierproduzenten Mondi mit 8 Mrd. Rand (rund 490 Mio. Euro) und Sappi mit 7,7 Mrd. sowie der Automobilkonzern Mercedes mit 10 Mrd., erklärt Brunner im Rahmen einer Pressereise in Kapstadt. Das lockt meist auch Zulieferer ins Land. "Gerade in der Papierindustrie und am Automobilsektor mischen wir Österreicher auch in Südafrika kräftig mit."

Die Aussichten seien gut, dass die Österreich-Exporte nach Südafrika heuer wieder auf rund 500 Mio. Euro ansteigen, so Brunner. Das war zuletzt 2013 der Fall. 2017 wurden Waren im Wert von 427 Mio. Euro nach Südafrika exportiert. Die Importe beliefen sich im Vorjahr auf 368,8 Mio. Euro.

Insgesamt sind 60 Firmen mit Tochtergesellschaften am südafrikanischen Markt vertreten. 2015 etwa hat Constantia Flexibles die Übernahme der Verpackungsfirma Afripack abgeschlossen, 2016 übernahm der Backmittelhersteller Backaldrin die Mehrheit am Vertriebspartner Austrian Premics. Alpla schluckte 2017 den südafrikanischen Marktführer Boxmore Packaging mit über 1.000 Mitarbeitern. Die Strabag baut mit einem lokalen Partner zurzeit die höchste Brücke Afrikas, Andritz ist im Infrastrukturbereich ebenso stark vertreten.

Auch KTM ist in Südafrika tätig und bringt hier jährlich rund 3.200 Motorräder auf die Straße. Die Umsätze bewegen sich konstant zwischen 350 und 400 Mio. Rand, obwohl der Markt schrumpft, so Franziska Brandl, die das Südafrika-Geschäft leitet. "Es ist ein Luxusprodukt." Red Bull verkauft in Südafrika 100 Millionen Dosen pro Jahr, viele davon in den Townships, wo die ärmere Bevölkerung lebt, erzählt Dominic Malan, Marketing-Manager von Red Bull in Südafrika. "Österreich verdient acht mal mehr mit dem Verkauf von Red Bull als Südafrika mit dem Verkauf von Wein", meint Tim Harris von Wesgro, der Tourismus- und Wirtschaftsförderungsagentur des Western Cape, zu den Handelsbeziehungen mit Österreich.

Südafrika zählt zu den zehn größten Weinproduzenten der Welt, der Löwenanteil wird am Kap angebaut. Auch Österreicher haben sich hier niedergelassen und widmen sich dem Wein: Das Weingut Constantia Glen in der Nähe von Kapstadt zum Beispiel ist im Besitz der Vorarlberger Textilfamilie Waibel. Während viele andere Winzer oft mit Wasserknappheit zu kämpfen haben, ist dieses Weingut durch seine Lage in einem Talkessel vor Dürren bisher weitgehend verschont geblieben. Ein Großteil der Weine wird exportiert, auch der burgenländische Weinbauer Leo Hillinger produziert zwei südafrikanische Sorten mit Constantia Glen.

Südafrikas Weingüter bedienen aber nicht nur den Export, sondern sind auch eine Attraktion für Reisende. 2017 landeten knapp 30.000 österreichische Touristen in Südafrika. Der Tourismus gilt als Jobmotor und ist damit ein wesentlicher Hebel zur Bekämpfung der hohen Arbeitslosigkeit von über 28 Prozent. Um den Wirtschaftszweig, der laut WKÖ 2016 3 Prozent des südafrikanischen BIP ausmachte, anzukurbeln, hat Ramaphosa unter anderem angekündigt, Visa-Anträge zu vereinfachen. Auch die AUA rechnet mit einem Tourismus-Boom am Kap der Guten Hoffnung und hebt, nach 19 Jahren Pause, im Winterflugplan zweimal pro Woche Richtung Kapstadt ab.

Die Branche hat heuer einen kleinen Dämpfer erlitten - Grund dafür war die Dürre in der ersten Jahreshälfte, die besonders im Raum Kapstadt zu einer Wasserknappheit führte und weltweit durch die Medien ging. Die Kapstädter reduzierten ihren Verbrauch daraufhin um 45 Prozent. "Wir wissen, wie man sich in eineinhalb Minuten duschen kann", erzählt Otto Stehlik, österreichischer Honorargeneralkonsul in Kapstadt und Gründer der Protea-Hotels. Mittlerweile habe sich die Wasser-Situation wieder entspannt. Südafrika habe auch auf die Kriminalität im Land reagiert, die Sicherheit habe sich verbessert. "Afrika hat eine Zukunft", ist Stehlik überzeugt.