Wenn gut Ding wirklich Weile braucht, dann wird die Reise einer steirischen Wirtschaftsdelegation nach Mexiko und Kolumbien höchst erfolgreich. Mit fast 20 Stunden Verspätung – verantwortlich dafür zeichnete das filigrane Innenleben eines Lufthansa-Airbus – begann zu Beginn der Woche das Abenteuer in Richtung eines „Wachstumsmarktes“ für österreichische Unternehmen, wie der rot-weiß-rote Wirtschaftsdelegierte Friedrich Steinecker schon kurz nach der Ankunft in Mexiko-Stadt erklärt. In den letzten vier Jahren habe man die österreichischen Exporte nach Mexiko verdoppelt, heuer steht zum Halbjahr ein Plus von zehn Prozent in den Büchern.

Für die steirischen Unternehmer gelten diese Wochen als vielversprechend, befindet sich Mexiko nach geschlagener Wahl doch gerade in einer Phase der Neuorientierung. Und in einer solchen sei man bekanntlich „besonders interessiert an guten Ideen“, erzählt Steinecker.
Wie radikal Mexikos Neuanfang sein könnte, zeigt auch der 2014 beschlossene und aktuell 16 Milliarden US-Dollar teure Bau des neuen Hauptstadt-Flughafens. Mit den Arbeiten bereits gut fortgeschritten – „ein Drittel“ sei bereits gebaut, liest man gerne –, wurden naturgemäß auch zahlreiche millionenschwere Auftragspfründe verteilt.

Ein Drittel des neuen Flughafens wurde bereits gebaut
Ein Drittel des neuen Flughafens wurde bereits gebaut © NAICM

Weil der künftige Präsident, Andrés Manuel López Obrador alias „Amlo“, im Wahlkampf das Projekt aber strikt ablehnte, soll jetzt eine Mittwoch anlaufende viertägige Volksabstimmung über die Genese des Prestigeobjektes entscheiden. Und es möglicherweise sogar kippen. „Amlo“ will nämlich lieber auf einer 35 Kilometer entfernten Militärbasis eine dritte Piste bauen.

„Es wäre ein großer Irrtum, den Bau zum jetzigen Zeitpunkt abzubrechen“, sagt indes Alexander Cziharz über den Flughafen, der final für jährlich 120 Millionen Reisende ausgelegt ist. Der gebürtige Grazer arbeitet seit knapp zehn Jahren in Mexiko. Als Architekt, aber auch als Vortragender an aktuell zwei Universitäten. Mit Stadtentwicklung hat er ständig zu tun. In Mexiko, erzählt Cziharz, passiere vieles davon „informell“ – „95 Prozent des Gebauten kommen ohne Architekten und wirkliche Planung aus. Dafür ist aber auch die Eigenverantwortung im Land viel höher als in Österreich.“

Der steirische Architekt Alexander Cziharz
Der steirische Architekt Alexander Cziharz © KK

Herausfordernd und spannend nennt Cziharz die „topografische Vielfalt“ im Land der vier Klimazonen. Von Vorteil für den mit einer Mexikanerin verheirateten Steirer sei auch, dass man in Mexiko als Architekt „ausführen kann – von der Planung bis zur Umsetzung“.

Spezialisiert hat sich Cziharz übrigens auf Einfamilienhäuser. Stolz ist er auf eines in der Gegend um den Berg Ajusco. Auf 2800 Meter Seehöhe – „mit Heizung und Kamin“, wie er schmunzelnd erzählt.