Aus Sicht des Energieregulators wäre für die Stromkunden eine Monatsrechnung viel besser als eine einmal jährliche Abrechnung, da dann Energieverbrauch und die Info darüber nicht so stark auseinanderklaffen würden. Das gab E-Control-Vorstand Wolfgang Urbantschitsch zu verstehen. Stärker müsse der Kunde auch mit einfachen zeitvariablen Tarifen mitgenommen werden, so sein Kollege Andreas Eigenbauer.

Die Kleinkunden müssten entsprechend der ihnen zugedachten Rolle als "Prosumer" abgeholt und in die Stromzukunft mitgenommen werden, betonte Urbantschitsch am Montag bei einer Tagung des Regulators. Es müssten Hindernisse im Zusammenhang mit der Netztarifierung beseitigt werden. Zudem sollte ein "Ortstarif" für Elektrizität angedacht werden, um Strom etwa aus einer PV-Anlage kostengünstig innerhalb einer Ortschaft über das öffentliche Netz transportieren zu können.

Größere Angebotsvielfalt

Für Konsumenten werde die Energiezukunft eine größere Angebotsvielfalt bei den Tarifen bringen, aber auch eine größere Komplexität beim Produktvergleich. Deshalb seien für die Kunden umfassendere und häufigere Verbrauchs- und Kosten-Infos nötig. Der Wissensdurst sei hier groß, verwies Urbantschitsch auf immerhin 515.000 Abfragen beim Online-Tarifkalkulator der E-Control in den ersten neun Monaten. Davon sei bei einem Drittel der Suchfilter auf "Ökostrom" eingestellt gewesen und bei einem Viertel "Strom aus Österreich". Ein Drittel aller Abfragen habe sich auf Tarife ohne Wechselrabatte bezogen.

Die unbekannte Kilowattstunde

Im Bewusstsein der Menschen sei noch immer zu wenig verankert, was man mit einer Kilowattstunde machen könne - wie weit man mit einem Liter Sprit komme und was der koste, sei dagegen sehr präsent. Da elektrische Leistung künftig wichtiger werde im Vergleich zum Verbrauch, müsse für die Leistung künftig auch eine Art Versicherungsgebühr gezahlt werden. Kleinverbraucher würden aber dennoch eine geringere Netzrechnung zu bezahlen haben, meinte Urbantschitsch.

Das Clean Energy Package, das aus Sicht der EU-Kommission von zentraler Bedeutung für die Erreichung der Pariser Klima-Ziele ist, zu denen sich die Union verpflichtet hat, werde für die Endkunden auch in Österreich Neues in Sachen Erzeugung, Demand Response und Energieeffizienz bringen, damit diese hier "mitspielen" könnten, fasst Eigenbauer zusammen. Die für Energie zuständige Nachhaltigkeitsministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) will ja, dass dieses Paket noch vor Jahresende, also innerhalb der österreichischen Ratspräsidentschaft, fertiggestellt werden kann. Auch die Klima- und Energiestrategie der Regierung (#mission2030) bekenne sich zu einer klaren Rolle der Kleinkunden als Prosumer, so Eigenbauer. Als solche müssten diese "mitspielen", damit auch 2030 wie geplant 100 Prozent des heimischen Stroms erneuerbar sein können. Mit Stromspeichern, die mit Photovoltaik-Anlagen verbunden sind und mit Elektrizität aus diesen gespeist werden, könnte der Eigenversorgungsgrad Privater erhöht und die Strombezugskosten minimiert werden.