Das Standort-Ranking des World Economic Forum (WEF) wurde umfassend erneuert. Österreich punktet mit makroökonomischer Stabilität und traditioneller Infrastruktur, während der Rückstand in der Digitalisierung die Platzierung drückt. Das WIFO ist Partner des WEF und erklärt, wie sich die Änderungen auf die Bewertung des Standorts Österreich auswirken.

In der Rangliste der wettbewerbsfähigsten Standorte liegt Österreich von 140 Ländern auf dem 22. Platz. An der Spitze befinden sich die USA vor Singapur, Deutschland, Schweiz und Japan. Zu diesem Ergebnis kommt der heute veröffentlichte Global Competitiveness Report 2018 des World Economic Forum (WEF) in Genf.

Makroökonomische Stabilität

Die besten Werte erzielt Österreich mit der makroökonomischen Stabilität, insbesondere der günstigen Budgetdynamik, sowie mit traditionellen Stärken, etwa der öffentlichen Infrastruktur für Straßen und Eisenbahnen und der Wasserversorgung, hohem Sozialkapital, der öffentlichen Sicherheit oder dem Schutz geistiger und anderer Eigentumsrechte.

Pluspunkte bei Lehrlingswesen

Im Bildungsbereich wird das Lehrlingswesen sehr gut bewertet, ebenso das Lehrer-Schüler-Verhältnis in den Grundschulen oder die Berufstauglichkeit der Absolventinnen und Absolventen. Schlechte Werte zur durchschnittlichen Dauer der Bildungskarriere, zur Förderung von kreativem und kritischem Denken im Schulunterricht, oder bei der Verfügbarkeit qualifizierter Arbeitskräfte allgemein sowie digitaler Fertigkeiten im Besonderen drücken aber die Platzierung.

46. Rang bei Digitalisierung

Die Digitalisierung ist mit dem 46. Rang die Dimension mit der schlechtesten Bewertung für Österreich. Das ist vor allem auf die unterdurchschnittliche Nutzung von leistungsfähigen Netzen der Breitbandkommunikation zurückzuführen. Im Gegensatz dazu schneidet Österreich bei der Innovation mit dem 15. Rang gut ab. Neben den hohen F&E-Ausgaben sowie der Nutzung von Patenten und Markenschutzrechten fallen dabei vor allem die große Anzahl von internationalen Forschungskooperationen positiv ins Gewicht. Bei der Diversität der Arbeitskräfte liegt Österreich jedoch zurück.

Die Bewertung der Arbeitsmärkte fällt gemischt aus. Während z. B. die lohnabhängigen Steuern und Abgaben, die Mobilität der Arbeitskräfte, die Möglichkeit ausländische Arbeitskräfte einzustellen oder die Flexibilität der Lohnfindung negativ beurteilt werden, kann Österreich mit Bestwerten zu den Arbeitnehmer- und Arbeitnehmerinnenrechten oder der aktiven Arbeitsmarktpolitik das Ranking verbessern.

Unterdurchschnittlich sind zahlreiche Indikatoren zum Finanzsystem, wo z. B. die Börsenkapitalisierung oder die Verfügbarkeit von Risikokapital negativ bewertet werden. Das gilt auch für die Bereitschaft zu unternehmerischen Risiko oder die Dauer der Gründung eines neuen Unternehmens.

Ranking modernisiert

Das diesjährige Ergebnis ist mit denen der Vorjahre nicht vergleichbar. Denn das WEF hat sein Ranking methodisch umfassend modernisiert. So wurde die Anzahl der Indikatoren von 114 auf 98 reduziert, wovon 64 neu sind. "Harte" statistische Daten sind nun für 70 Prozent der Gesamtbewertung verantwortlich. 30 Prozent beruhen auf den Einschätzungen von mehr als 12.000 Führungskräften weltweit. 128 davon haben an der vom WIFO durchgeführten Befragung in Österreich teilgenommen.