Sie wollen die digitalen Kompetenzen der Österreicher verbessern. Wie?
MARGARETE SCHRAMBÖCK: Wir wollen bis Jahresende die ersten tausend Menschen zu entsprechenden Schulungen bringen. Im kommenden Jahr soll dieses Angebot auf einen Kurs pro Bezirk pro Woche ausgebaut werden.

Sind das im Vergleich zum schon seit Jahren angekündigten Breitbandausbau nicht nur kosmetische Maßnahmen?
Nein, es geht um ein Gesamtpaket. Wir haben als Ministerium erstmals einen Schulterschluss mit der Wirtschaft, mit anderen Ministerien und den Bundesländern geschafft. Wir haben einen Pakt „Fit for Internet“ geschlossen mit der Stoßrichtung, die digitalen Kompetenzen auszubauen. Denn wir müssen auf diesem Weg alle mitnehmen und fit fürs Internet machen.

Muss das wirklich der Staat machen? Liegt das nicht in der privaten Eigenverantwortung jedes Einzelnen?
Wir machen es ja nicht im Ministerium, sondern bauen eine unabhängige Plattform (siehe rechte Seite). Aber dennoch: Im europäischen Durchschnitt haben 44 Prozent der Europäer keine oder nur geringe digitale Kompetenzen – und davon sind 50 Prozent arbeitslos. Wenn ich diesen Zusammenhang erkenne, ist es für mich als Digitalisierungsministerin eines der wichtigsten Themen. Das fängt bei den Jugendlichen an, geht über die Personen, die im Arbeitsprozess sind, bis zu den älteren Menschen. Gerade bei den Älteren ist es auch eine Frage der sozialen Teilhabe: Kann ich mich mit meinem Enkel austauschen? Kann ich neue Freunde finden, Amtswege erledigen? Bisher sind 50 Prozent der Generation 60 plus in Österreich im Internet unterwegs. In Dänemark sind es 85 Prozent.

Sind wir diesbezüglich ein Entwicklungsland?
Wir sind das drittletzte Land im entsprechenden europäischen Index. Das möchte ich ändern. Wir können kein digitales Amt anbieten, wenn es beispielsweise die älteren Mitbürger nicht nutzen können. Studien belegen, dass Menschen immer isolierter werden, wenn sie beim technologischen Fortschritt nicht mitmachen können. Die nächste Zielgruppe sind jene, die in Firmen arbeiten. Es geht darum, dass sie auch in Zukunft noch ihre Jobs machen können – oder andere. Diesbezüglich fehlt eine Standortbestimmung für jeden. Sie soll Anfang nächsten Jahres zu Verfügung stehen. Da kann jeder seine digitalen Kompetenzen abtesten.

Und dann?
Kennt man sein Level und bekommt entsprechende Kurse vorgeschlagen. Ich stelle mir vor, dass Unternehmen Kurse, die sie normal nur für ihre Mitarbeiter anbieten, auch für die Öffentlichkeit öffnen, damit alle 98 Prozent der Beschäftigten, die in Österreich in mittelständischen Betrieben arbeiten, denselben Wissensstandard und dieselben Chancen haben wie die bei großen Unternehmen.

Die Kurse sollen kostenlos sein?
Das ist das Ziel. Wir wollen, dass das Know-how insgesamt steigt, dass es mehr Fachkräfte mit entsprechendem Wissen gibt und diese so die Jobs besser ausfüllen können.

Aber wenn ein Unternehmen eine Dienstleistung – zumal für Außenstehende – anbietet, dann entstehen Kosten, die man wird weiterverrechnen wollen. Sie hoffen aber auf die digitale Karitative Seele von Unternehmen?
Ich hoffe das nicht, ich werde das auch einfordern. Ich habe auch schon positive Signale aus der Wirtschaft erhalten, wo lebenslanges Lernen ja heute schon stattfindet. Dafür wird es auch ein Budget geben.

Wie hoch wird das sein?
Ich werde aus dem bestehenden Digitalisierungsbudget alles verdoppeln, was die Unternehmen einzahlen, weil es eine der Kernkompetenzen ist, um international wettbewerbsfähig zu bleiben.