Die Gewerkschaften Verdi und Vereinigung Cockpit (VC) riefen die in Deutschland beschäftigten Flugbegleiter und Piloten zu Arbeitsniederlegungen auf und schlossen sich damit Aufrufen in mehreren europäischen Staaten an.

Der irische Billigflieger verurteilte die Streiks als "unnötig" und "enttäuschend". Fast 250 von 2400 für Freitag geplante Verbindungen wurden gestrichen. Ebenfalls streiken wollen am Freitag Ryanair-Flugbegleiter in Spanien, Belgien, den Niederlanden, Portugal und Italien. Österreich ist nicht betroffen.

Die deutsche Dienstleistungsgewerkschaft Verdi erklärte am Donnerstag, Ryanair habe "auch nach vier Verhandlungsrunden kein zufriedenstellendes Angebot" vorgelegt. "Das Angebot ist völlig unzureichend", kritisierte Verdi-Vorstandsmitglied Christine Behle. Ryanair biete "zu wenig Geld" und eine "lange Laufzeit über vier Jahre". Außerdem halte das Unternehmen an der Ungleichbehandlung von Beschäftigten und Leiharbeitern fest und lehne eine Personalvertretung ab.

Die Gewerkschaft VC hatte am Mittwochabend ebenfalls zum Streik aufgerufen. Die Arbeitsniederlegungen sollen jeweils am frühen Freitagmorgen beginnen und einen Tag dauern. Betroffen seien "alle Verbindungen, die in dieser Zeit aus Deutschland abfliegen sollen", aufgerufen seien alle in Deutschland fest angestellten Piloten.

150 Flüge gestrichen

Ryanair strich zunächst 150 für Freitag geplante Flüge. Wegen der Streikankündigung der Piloten in Deutschland fallen nach Unternehmensangaben knapp hundert weitere Verbindungen aus.

Bei Ryanair tobt seit rund einem Jahr ein erbitterter Arbeitskampf, schon mehrfach streikten Piloten und Flugbegleiter in verschiedenen Ländern. Sie fordern höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen. Die Gewerkschaften verlangen vor allem, dass Ryanair jeweils nationales Arbeitsrecht anwendet. Die EU-Kommission hatte Ryanair erst am Mittwoch aufgefordert, sich an geltendes EU-Recht zu halten. "Die Einhaltung des Gesetzes ist nicht etwas, über das die Arbeitnehmer verhandeln müssen", sagte Sozialkommissarin Marianne Thyssen.

VC erklärte ebenfalls, seit dem Arbeitskampf am 12. September habe Ryanair kein verbessertes Angebot gemacht. Außerdem sei bislang keine Einigung auf eine Schlichtungsvereinbarung zwischen Ryanair und VC gelungen. Es gehe in dem Tarifkonflikt um "konkrete soziale Rechte der Arbeitnehmer", erklärte die Gewerkschaft.

Im Juli musste Ryanair wegen Streiks mitten in der Ferienzeit 600 Flüge streichen. Normalerweise gibt es nach Unternehmensangaben pro Tag in Europa rund 2400 Ryanair-Flüge.

Ryanair kritisierte den Streik in Deutschland als "unnötig" und rief seine Piloten auf, am Freitag "wie gewohnt zu arbeiten, um Störungen und Unannehmlichkeiten für unsere deutschen Kunden zu minimieren". Ohnehin werde der Streik von Piloten und Kabinenpersonal "in keinem großen Ausmaß unterstützt", erklärte Ryanair. Außerdem habe die Airline ein Angebot für eine Schlichtung unterbreitet.

Weitere Streiks drohen

Die deutschen Ryanair-Piloten drohen dem irischen Billigflieger mit einem anhaltenden Arbeitskampf. "Solange das Unternehmen nicht zumindest mit uns in einen Schlichtungsprozess geht, wird es auch weitere Streiks geben", sagte der Tarifexperte der Piloten-Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC), Ingolf Schumacher, am Freitag am Frankfurter Flughafen.

"Wenn es sein muss, dann muss es weitere Streiks geben", so Schumacher. Die Piloten hätten keine andere Lösung. "Wir wollen den Wandel des Unternehmens." Neben den Ryanair-Piloten aus Deutschland streikt derzeit auch das Kabinenpersonal europaweit in sechs Ländern.

Österreich ist vom Streik nicht betroffen. Die Ryanair-Tochter Laudamotion musste aber acht Verbindungen aus und nach Deutschland streichen, weil diese Flüge von Ryanair im Auftrag von Laudamotion durchgeführt werden.