Der Plan der italienischen Regierung, wonach Einkaufszentren und Supermärkte künftig an Sonn-und Feiertagen geschlossen bleiben sollen, sorgt für hitzige Diskussionen. Italiens Großhandel steigt auf die Barrikaden und warnt, dass Zehntausende Jobs von den Regierungsplänen gefährdet seien.

Die 2012 liberalisierten Ladenöffnungszeiten seien ein Erfolg. "Sie haben den Konsum in einer schwierigen Phase angekurbelt. Es ist unbegreiflich, warum man den shoppingfreien Sonntag einführen sollte", sagte der Präsident des Großhandelsverbands Federdistribuzione, Claudio Gradara. Vor allem in einer Phase zunehmender Konkurrenz durch E-Commerce sollte der Großhandel nicht benachteiligt werden.

Die Pläne der regierenden Fünf-Sterne-Bewegung, shoppingfreie Sonntage einzuführen, sei "absurd", kommentierte Ex-Premier Matteo Renzi auf Facebook. Die Maßnahme würde vor allem Jugendliche benachteiligen. "Fünf-Sterne-Chef Luigi Di Maio zerstört Arbeitsplätze", protestierte Renzi. Unzählige Berufe würden Sonntagsarbeit erfordern. "Di Maio behauptet, dass Sonntagsarbeit die Familie zerstöre. Er lebt auf dem Mars", kritisierte Renzi.

Die Regierung in Rom will noch bis Ende dieses Jahres ein Gesetz verabschieden, das festlegt, dass Einkaufszentren an Sonn- und Feiertagen nicht mehr öffnen dürfen. Maximal an acht Sonn- und Feiertagen pro Jahr sollen Einkaufszentren und Supermärkte geöffnet sein. Damit will das Kabinett ein Gesetz der Regierung von Premier Mario Monti (2011-2012) rückgängig machen, mit dem eine europaweit beispiellose Liberalisierung der Ladeöffnungszeiten eingeführt worden war.

"Die Liberalisierung zerstört die italienischen Familien. Man muss die Öffnungszeiten wieder regeln", sagte Vizepremier und Arbeitsminister Di Maio am Sonntag. Laut dem nationalen Tarifvertrag können Unternehmen, deren regulärer Ruhetag der Sonntag ist, an 25 Wochenenden im Jahr Sonntagsarbeit verlangen.

Di Maio kann bei seinem Anliegen mit der Unterstützung der Kirche rechnen, die sich seit Jahren für einen shoppingfreien Sonntag einsetzt. "Montis Ladenschlussgesetz entspricht nicht den ethischen Prinzipien und eine Wirtschaft ohne Ethik ist - wie der Papst auch immer wieder hervorhebt - destruktiv", kommentierte Giancarlo Maria Bregantini, Erzbischof der Stadt Campobasso und Ex-Präsident der Kommission der Bischofskonferenz für die Arbeit. "Der arbeitsfreie Sonntag würde vielen Familien mehr Ruhe schenken. Der Sonntag bedeutet für sie auch, sich mehr der eigenen Gemeinde zu widmen", so der Erzbischof.

Diese Meinung teilt auch Francesco Iacovone, Mitglied des nationalen Führungsgremiums der autonomen Gewerkschaft Cobas. Montis Liberalisierungsgesetz habe zu keiner wahren Ankurbelung der Beschäftigung beigetragen.