Im Bemühen um eine Eindämmung der Währungskrise und des hohen Budgetdefizits in Argentinien hat Präsident Mauricio Macri einen Sparplan angekündigt. "Wir müssen uns einem fundamentalen Problem stellen: nicht mehr auszugeben als wir haben", sagte Macri in einer TV-Ansprache. Nur so könnten die Staatskonten ausgeglichen werden.

Vorgesehen sind unter anderem die Abschaffung mehrerer Ministerien sowie eine höhere Besteuerung der Exporte. "Die Regierung hat die Entscheidung getroffen, einige der Ausfuhrrechte für Getreide, Ölsaaten und deren Nebenprodukte zu ändern", hieß es in einem am Montag im Amtsblatt veröffentlichten Beschluss.

Die Zeitung "La Nacion" berichtete unter Berufung auf Regierungskreise, 13 Ministerien sollen geschlossen oder mit anderen zusammengelegt werden, die Zeitung "Clarin" sprach von zehn Ministerien. Betroffen seien die Ressorts Wissenschaft, Kultur, Energie, Landwirtschaft und Tourismus. Regierungssprecher waren zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

Der IWF soll mit Milliardenkrediten helfen

Macri äußerte sich vor einem Treffen seines Finanzministers Nicolas Dujovne in Washington mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF). Er will dort am Dienstag mit IWF-Chefin Christine Lagarde über die raschere Auszahlung von bereits bewilligten Milliardenkrediten in der Höhe von 50 Milliarden Dollar beraten, diese Bitte hatte die argentinische Regierung in der vergangenen Woche vorgebracht. Im Gegenzug müsste sich Argentinien zu Sparmaßnahmen verpflichten. Argentinien hat 200 Milliarden Dollar Schulden im Ausland.

Finanzminister Nicolas Dujovne
Finanzminister Nicolas Dujovne © AP

Der argentinische Peso hat seit Beginn des Jahres bereits 50 Prozent an Wert zum Dollar eingebüßt. Grund ist vor allem die beunruhigende Entwicklung der Inflation. Im Juli betrug sie fast 20 Prozent, bis zum Jahresende könnten es 30 Prozent sein. Das Land steht außerdem am Rande einer Rezession und hat ein hohes Haushaltsdefizit. Macri bezeichnete die Lage als "dringend", zeigte sich aber zuversichtlich, dass das Land sie in den Griff bekommen werde.

Noch in Erinnerung: Die Pleite von 2001

Noch Anfang des Jahres war die Lage in Argentinien anders. "Der wirtschaftliche und politische Horizont in Argentinien klart auf", hieß es damals von der deutschen Investitionsagentur GTAI. "Nach dem Wahlsieg der Regierung bei den Parlamentswahlen im Oktober 2017 bestehen gute Chancen für die Kontinuität der marktfreundlichen Reformpolitik von Präsident Mauricio Macri. Der Konjunkturaufschwung gewinnt an Kraft."

IWF-Chefin Christine Lagarde
IWF-Chefin Christine Lagarde © APA/AFP/ERIC PIERMONT

Hinzu kam Prestige mit der Präsidentschaft der einflussreichen G-20-Gruppe der führenden Industrie- und Schwellenländer, die Argentinien in diesem Jahr innehat. Warnungen von Ökonomen wegen der hohen Auslandsverschuldung, Haushaltsdefiziten oberhalb von sechs Prozent im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung und der Abhängigkeit von Kapitalzuflüssen aus dem Ausland traten in den Hintergrund. Dabei ist die letzte große Krise des Landes, als der Staat 2001 pleite war und seine Gläubiger nicht mehr bedienen konnte, noch in Erinnerung.

Laut IWF drehte der Wind im April. Eine andauernde Dürre ließ die Agrarproduktion und somit Exporterlöse einbrechen. Die Energiepreise zogen an. Einher ging das mit ungünstigeren Finanzierungsbedingungen in der Welt - denn in den USA steigen die Zinsen wieder und der Dollar hat aufgewertet. Hinzu kam die radikale Steuerreform von US-Präsident Donald Trump, die Kapital in Richtung der Vereinigten Staaten lockt und damit weg von Schwellenländern.