Die ÖBB gehen eine naheliegende Verknüpfung mit dem Individualverkehr ein. Ab Sommer bauen die Bundesbahnen bei österreichweit 60 Bahnhöfen Stromtankstellen. „Wir kommen dem Ziel näher, ein nahtlos umweltfreundliches Reiseerlebnis von Haustür zu Haustür anbieten zu können“, sagt Silvia Angelo, Vorstandsdirektorin der ÖBB-Infrastruktur AG. Dass 60 und nicht wie ursprünglich geplant 50 Standorte errichtet werden, hat eine Vorgeschichte. Die Energie Steiermark leitete den Betrieb von drei Testtankstellen, den Zuschlag für weitere 47 Standorte erhielt dann aber Smatrics, eine Tochter von Verbund, OMV und Siemens. Die Energie Steiermark legte Einspruch ein. Mit dem Ergebnis, dass die ÖBB die Steirer mit zehn weiteren E-Tankstellen beauftragten. Insgesamt erhält die Steiermark zwölf Standorte, zwei werden von Smatrics betrieben.

„Den Rechtsstreit kommentieren wir nicht“, sagt Urs Harnik-Lauris, Sprecher der Energie Steiermark, betont jedoch: „Wir sind als einziges Landesenergieunternehmen zum Zug gekommen.“ Warum das Projekt der Energie Steiermark so wichtig ist: „Es geht um strategisch wichtige Punkte für Pendler und ein starkes Signal.“ Die Energie Steiermark betreibe, so Harnik-Lauris, „das dichteste Netz in ganz Österreich“. Im Finale befinde sich die Investition von 3,2 Millionen Euro für den Ausbau auf 800 Ladepunkte an mehr als 270 Standorten. Kein Steirer solle es weiter als 15 Kilometer bis zur nächsten Stromtankstelle haben, so das Ziel.

„Es kommen nun mehr und mehr Gemeinden, Handelsunternehmen und Hotels auf uns zu, um Ladeinfrastruktur zu errichten.“ Aufholbedarf bestehe in Tiefgaragen von Wohn- und Bürohäusern. Die Energie Steiermark drängt auf Änderungen im Baurecht. Bei Mehrgeschoßbauten sollten neue Tiefgaragen nur noch mit der Auflage genehmigt werden, dass die Voraussetzungen für E-Tankstellen gegeben seien. Bereits in einigen Jahren könnte sich die Technologie des kabellosen Ladens durchzusetzen beginnen, glaubt Harnik-Lauris; die Energie Steiermark kooperiert eng mit Easelink, einem Treiber dieser Technologie.

Auch die ÖBB planen den Ausbau über die 60 Standorte hinaus, Details gibt es noch nicht. Wichtig ist der Bahn die gegenseitige Anerkennung der Ladekarten aller großen österreichischen Anbieter. So soll es künftig möglich sein, mit einer Ladekarte der ÖBB in allen Netzen Elektro-Autos zu laden.