Mit einem zweiten Konkursverfahren soll der Verkauf der Airline Niki an den britisch-spanischen IAG-Konzern abgesichert werden. Beim Landesgericht Korneuburg (NÖ) hat die Airline am Donnerstag einen Antrag auf ein Sekundär-Insolvenzverfahren eingereicht. Das Hauptverfahren hatte Niki schon am 13. Dezember in Berlin beantragt.

In dem Antrag an das Landesgericht Korneuburg macht sich der in Berlin zum vorläufigen Niki-Insolvenzverwalter bestellte Rechtsanwalt Lucas Flöther dafür stark, dass die spanische IAG-Billigtochter Vueling auch in Österreich als Bestbieterin für Niki-Teile akzeptiert wird.

Die Zeit drängt. Vueling kann laut Insolvenzantrag ab 28. Februar vom Kaufvertrag zurücktreten. Die Entscheidung über den Konkursantrag in Korneuburg fällt laut einem Gerichtssprecher frühestens am morgigen Freitag. Laut Kreditschutzverband KSV1870 sind insgesamt 186 Gläubiger mit Forderungen in der Höhe von 153 Mio. Euro betroffen.

Das Fluggastportal Fairplane, das juristisch gegen das bisher in Deutschland laufende Verfahren vorgegangen war, drängt auf die Eröffnung des Hauptverfahrens in Österreich. Sollte das Gericht in Korneuburg dieser Forderung nachkommen, müsste das gesamte Insolvenzverfahren neu aufgerollt werden, warnte ein Sprecher von Flöther.

Das beantragte Sekundär-Insolvenzverfahren sei "teurer und komplizierter" als nötig, kritisierte hingegen Fairplane-Geschäftsführer Andreas Sernetz. Er geht davon aus, dass ein österreichischer Masseverwalter kein Interesse daran hätte, den Deal platzen zu lassen. "Kein Masseverwalter wird den Verkauf blockieren."

Die Käuferin, die Vueling-Tochter Anisec GmbH, ist auch berechtigt, den Kreditvertrag zu kündigen, wenn jemand anderer als Flöther zum Insolvenzverwalter bestellt wird. Vueling hat, wie schon länger bekannt, 20 Mio. Euro für die verwertbaren Teile von Niki geboten und zusätzlich ein Massedarlehen von 16,5 Mio. Euro für den Erhalt der Betriebsfähigkeit von Niki gegeben. Von diesem seien bisher 3 Mio. Euro in Anspruch genommen worden, heißt es im Insolvenzantrag.

Der Antrag auf ein Sekundär-Insolvenzverfahren ist eine weitere Etappe im juristischen Tauziehen um die Air-Berlin-Tochter. Niki hatte gegen das Urteil des Landgerichts Berlin, dass das Insolvenzverfahren in Österreich geführt werden müsse, auch Beschwerde beim deutschen Höchstgericht, dem Bundesgerichtshof (BGH), eingelegt. Sollte dieser entscheiden, dass das Hauptverfahren nicht in Deutschland zu führen ist, könne das Sekundärverfahren jederzeit in ein Hauptverfahren in Österreich umgewandelt werden, erklärte Flöther in dem Antrag.

Niki war - nach der Mitte August von ihrer Muttergesellschaft Air Berlin beantragten Insolvenz - ebenfalls in die Zahlungsunfähigkeit geschlittert. Von der Pleite sind rund 1.000 Beschäftigte, davon 790 in Österreich, betroffen. 740 Mitarbeiter will Vueling übernehmen. "Als reine Vorsichtsmaßnahme" sollen dennoch alle Niki-Mitarbeiter beim Frühwarnsystem des Arbeitsmarktservice (AMS) angemeldet werden.

Laut dem AUA-Chef Kay Kratky müssen sich die Mitarbeiter von Niki ohnehin keine Sorgen machen. "Hunderte" von ihnen seien zu den Rekrutierungstagen der AUA gekommen und "die meisten" hätten sich auch bei der AUA beworben, sagte Kratky der "Kleinen Zeitung". Die AUA sucht derzeit rund 200 Piloten, 300 Flugbegleiter und 100 Boden-Mitarbeiter. Neben der Lufthansa-Tochter AUA buhlen auch andere Airlines wie der osteuropäische Billigflieger Wizz Air um die Niki-Crews.

Unterdessen wird der Ruf nach einer Insolvenzabsicherung für Kunden immer lauter. "Eine Million geschädigte Passagiere innerhalb von drei Monaten sind genug", hieß es vom europäischen Dachverband der Reisebranche ECTAA. Die Landesverbände fordern von der EU-Kommission, dass Airlines verpflichtet werden, die Kundengelder abzusichern.

Auch für die Reisebüros war 2017 wegen Air Berlin und Niki ein schwieriges Jahr. "Der Schaden für die Branche ist groß, weil wir für den Ausfall aufkommen müssen", sagte Ruefa-Geschäftsführer Walter Krahl heute, Donnerstag, zum Auftakt der Wiener Ferien-Messe.