Im digitalen Wettrüsten der Banken hat Siegfried Wolf als Aufsichtsratsvorsitzender der Sberbank Europe mit Sitz in Wien eine wichtige Weichenstellung getroffen. Er bestellte mit Sonja Sarközi eine Top-Digitalbankerin in den Vorstand. Sie soll an der Seite von CEO Gerhard Randa das Retailgeschäft der Europa-Gruppe der russischen Sberbank online in Front bringen. "Digital Banking ist das Thema der Zukunft, dafür muss heute jede Bank gut aufgestellt sein", gibt Wolf die Richtung vor, in neun Märkten von Deutschland und Tschechien bis Serbien und Ukraine die Sberbankkunden von den Schaltern ins Netz zu lotsen.

Erfolgreiche easybank-Chefin

"Derzeit ist der Digital Banking Anteil bei 20 bis 25 Prozent und den müssen wir steigern", so Wolf zur Kleinen Zeitung. "Mit Sonja Sarközi haben wir dafür eine tolle Innovationsexpertin gewinnen können", streut er der neuen Vorständin Rosen. Ihre Expertise hat Sarközi als langjährige Chefin der Bawag-Direktbanktochter easybank unter Beweis gestellt, die sie bis April 2016 führte. Mit Jahresultimo erzielte die easybank mit rund 100 Mitarbeitern bei 4,05 Milliarden Euro Bilanzsumme 50,97 Millionen Euro Bilanzgewinn. Im April 2016 hatte Bawag-CEO Byron Haynes sie zur Innovationschefin für die ganze Bawag-Gruppe erkoren, wo sie Ende 2016 nach 20 Bawag-Jahren ausstieg.

Quasi von Amerikanern zu Russen

Den Wechsel von den Amerikaner zu den Russen vollzog sie die Top-Bankerin, die auch auf dem Operballparkett versiert ist, mit 1. August. "Ihre Erfahrung in Retail-Banking und Digitalisierung wird für unser Retailgeschäft in CEE und Deutschland von großem Wert sein", so CEO Randa. Im April konnte er für die Sberbank Europe, die aus der 2012 übernommenen Volksbank International der ÖVAG hervorging, die Rückkehr in die schwarzen Zahlen melden. 2016 drehte man das Jahresergebnis von minus 219 Millionen auf 33 Millionen Euro Überschuss. Für Sberbank Europa, mit 673.000 Kunden und 4333 Mitarbeitern mit 228 Filialen sind Österreich und Tschechien mit 51 Prozent der Kredite von insgesamt 8,56 Millionen Euro die wichtigsten Märkte, Wolf wünscht nun starken Fokus auf Deutschland.

"Sanktionen diskriminierend"

Aus Moskau berichtete noch im Mai die Sberbank Russia sogar ein Rekordergebnis. Im ersten Quartal war der Gewinn um 40 Prozent auf umgerechnet 2,65 Milliarden Euro gestiegen. Mit einem Drittel aller russischen Bankenlagen ist das staatlich dominierte Institut Marktführer. Allerdings hat es wegen der Sanktionen des Westens im Ukraine-Konflikt nur beschränkten Zugang zum internationalen Kapitalmarkt.

Die neuen Sanktionen verschärfen das und machen den Hub in Wien noch wichtiger. Siegfried Wolf, Chef von Russian Machines und Vertrauter von Präsident Wladimir Putin, gerät über die neuen Sanktionen in leichte Rage: "Europa darf sich nicht in den Politik-Strudel der USA hineinziehen lassen und dafür die Zeche zahlen. Die Sanktionen sind diskriminierend für alle Betroffenen, bei den Banken sind das vor allem die Bankkunden. Die Wirtschaft funktioniert nur mit Rechtssicherheit."

Größter Gläubiger bei Agrokor

Kummer hat die Sberbank akut in Kroatien, wo sie mit umgerechnet 1,1 Milliarden Euro Kredit als größter Gläubiger bei der unter Kuratel gestellten Agrokor-Gruppe drinsteckt. Kurz vor der Staatsaufsicht über den maroden Handelskoloss hatte Sberbank noch einmal 100 Millionen Euro nachgeschossen. Bemühungen, für diesen Kredit einen Senior-Status zu bekommen, blieben erfolglos. Dem Versuch der Sberbank, den 18,5 Prozent-Anteil von Agrokor an der slowenischen Mercator-Gruppe zu beschlagnahmen, kam Kroatien mit einer "Lex Agrokor“" gegen Beschlagnahmungen zuvor. Der heiße Polit-Poker mit Zagreb dauert an.