Im Konflikt zwischen der Österreichischen Post und dem türkischen Paketzulieferer Aras Kargo um eine Aufstockung der Post-Beteiligung von 25 auf 75 Prozent hat heute Aras-Eigentümerin Evrim Aras einmal mehr ruppige Töne von Istanbul nach Wien geschickt. Der Bruch mit der Post sei "endgültig". "Für die Österreichische Post sind in der Türkei alle Türen verschlossen", meinte sie in einer Aussendung.

Stimmt nicht, erklärte wiederum die teilstaatliche Post AG. Man strebe weiterhin die vertraglich vereinbarte Aufstockung der Anteile an und werde dabei auch von Teilen der Miteigentümer von Aras sowie von türkischen Behördenvertretern unterstützt. "Die Türkei hat größtes Interesse daran, dass Unternehmen auf die Rechtsstaatlichkeit im Land vertrauen", so Pölzl. Er führe nahezu wöchentlich Gespräche und habe nichts von einer Österreichfeindlichkeit mitbekommen.

Politische Spannungen

Das wiederum hatte Evrim Aras heute in ihrer Presseaussendung gänzlich anders dargestellt: "Die Probleme zwischen der Österreichischen Post und den türkischen Eigentümern von Aras Kargo haben sich nicht zuletzt deshalb verschärft, weil die aktuelle politische Situation ganz allgemein starke anti-österreichische Reaktionen in der Türkei ausgelöst hat. Die wachsende Antipathie gegen Österreich greift auch auf die Mitarbeiter von Aras Kargo über, die bereits vor der Generalversammlung gegen die Österreichische Post demonstriert haben", so die Eigentümerin.

Evrim Aras beendet ihre Medienaussendung mit den Worten: "Wir fordern die Österreichische Post auf, sich aus dem Unternehmen zurückzuziehen. Wie wir bereits öffentliche bekanntgegeben haben, sind wir bereit, umgehend den bestehenden Anteil der Post an Aras Kargo von 25 Prozent zurückzukaufen.

Dem antwortete Pölzl heute in einer Aussendung unmissverständlich: "Teile der Familie glauben, sie könnten ihre Verhandlungsposition verbessern, wenn sie schlechte Stimmung verbreiten und die Österreichische Post innerhalb des Unternehmens sowie in der Öffentlichkeit in Diskredit bringen. Das ist in höchsten Maßen unprofessionell. Wir erwarten uns von CEO Evrim Aras, dass sie sich an die im Jahr 2013 vereinbarten Verträge hält."

Rechtliche Schritte

Die Post prüfe jedenfalls alle rechtlichen Schritte und hoffe auf eine möglichst rasche Einberufung einer Generalversammlung und die Einsetzung "verantwortungsvoller Personen" ins Management, sagte Pölzl zur APA.

Schon Wochen zuvor hatte Evrim Aras mit ungewöhnlich harschen Worten den Geschäftspartner kritisiert: Aus ihrer Sicht "verfügt die gegenwärtige Leitung der Österreichischen Post nicht über die kulturelle Vielseitigkeit, technologische Innovationskraft, Vision und Leidenschaft, um ein großes Unternehmen wie Aras Kargo führen zu können". Zumindest dieses Argument überrascht: Der Umsatz der Post AG ist in etwa zehn mal so hoch wie jener der Aras Kargo.

Dabei hatte alles so schön begonnen als die teilstaatliche Post AG bei Aras Kargo vor drei Jahren eingestiegen ist und von einem tollen Wachstumsmarkt schwärmte. Und auch die Türken waren bei einer Journalistenreise voll des Lobes für die Österreicher.

Schiedsgericht

Kehrt kein Frieden ein dann folgt ein Schiedsgerichtsverfahren in der Schweiz. Dieses ist teuer und langwierig - und selbst wenn die Post recht behalten sollte, müsste dann das Urteil in der Türkei noch umgesetzt werden. Der Staat wird nach einem gescheiterten Militärputsch zur Zeit von einer riesigen Verhaftungswelle erschüttert, die auch vor Geschäftsleuten nicht halt macht. Zuletzt hatte diese Vorgehensweise und unangemeldeten Demonstrationen von Türken in Wien für diplomatische Verstimmungen zwischen Ankara und Wien geführt.

Wie lange das unwürdige Schauspiel noch andauert bis das Schiedsgericht angerufen wird, wollte Pölz heute nicht kommentieren. Kreisen zufolge soll aber die Geduld der börsenotierten Post enden wollend sein. Auf den Kurs der Post AG hatte der Wutbrief aus Istanbul jedenfalls kaum Einfluss, er blieb mit 31,39 Euro je Aktie nahezu stabil.