Für ihre alljährliche Sommergala hatte sich die Industriellenvereinigung Kärnten eine fast kitschig-schöne Kulisse ausgesucht - das Schloss Loretto in Klagenfurt. Umso ernüchternder die Worte von Industriellen-Präsident Christoph Kulterer, der das Abrutschen des Wirtschaftsstandortes Österreich von Rang elf auf 24 anprangerte. Gute Noten gäbe es für Österreich nur noch in den Bereichen Soziales, Gesundheit und Lehrlingsausbildung. „Aber werden wir uns das noch leisten können, wenn die Wirtschaftsdaten nach unten zeigen?“, fragte Kulterer besorgt.

Rote Karte

Die „Rote Karte“ zeigte der Präsident den Brexit-Protagonisten, die einer nach dem anderen das Handtuch geworfen haben, während den jungen Menschen in Großbritannien die Zukunft verbaut worden sei.
Der Brexit war auch Dauerbrenner bei den Diskussionen unter den Gästen.

„So eine Entscheidung darf man nicht dem Volk überlassen, weil sie zu emotional ausgetragen wird. Am nächsten Tag haben die Briten ihre Entscheidung bereut“, sagte Alexander Bouvier, Chef der Treibacher Industrie AG. „Sehr kritisch“, sieht die Entscheidung Mahle-Geschäftsführer Klaus Schöffmann. „Die Gefahr ist nicht gering, dass andere Länder angesteckt werden.“ Der Konsul von Slowenien in Kärnten, Milan Predan schätzt die Folgen für die Briten dramatischer ein, als für die übrige EU und Thomas Santler, Geschäftsführer der Villacher Brauerei, ortet schwere Fehler bei den Briten und in der EU. „Für die Jugend, die mit der Europäischen Union aufgewachsen ist, ist das eine schwere Kost“, so Santler. Unerschütterlich der Glaube an den Verbleib der Briten bei Greenonetec-Chef Robert Kanduth. „Die werden nicht austreten“. Axel Pichler, Kärntner Sparkasse, glaubt: „Es wird nichts passieren.“ Über einen Punkt waren sich alle einig – die EU müsse ihren Kurs neu überdenken. So feierten die Industrie-Gäste entspannt, darunter Bischof Alois Schwarz, Notariatskammerpräsident Erfried Bäck, die Bankerinnen Gabriele Semmelrock-Werzer und Herta Stockbauer, Bank-Austria-Direktor Bruno Waldl.