Bei der Lufthansa drückt der überraschende Abschied von Finanzchefin Simone Menne auf die Stimmung von Investoren. Die Aktie der größten deutschen Fluggesellschaft war am Freitag mit einem Minus von mehr als fünf Prozent größter Verlierer im Dax. Lufthansa will nun rasch einen Nachfolger präsentieren für die 55-Jährige, die zu Deutschlands zweitgrößtem Pharmakonzern Boehringer Ingelheim wechselt.

Allerdings trifft die Airline die Personalie zur Unzeit. Denn nun muss sich der Vorstand erst einmal neu aufstellen - ausgerechnet in dem Moment, wo die Schlichtung mit dem Kabinenpersonal auf die Zielgerade geht und der Tarifkonflikt mit den Piloten immer noch nicht gelöst ist. Zudem will Konzerchef Carsten Spohr die Kosten trimmen und bis Herbst die Eckpunkte für die Expansion der konzerneigenen Billigmarke Eurowings festlegen.

Menne kam 1989 zur Lufthansa und ist seit 2012 Finanzchefin. Ihr Vertrag wäre noch rund vier Jahre gültig gewesen. Nun wechselt sie zum 1. September nach Ingelheim. Dort wird sie neues Mitglied der Unternehmensleitung und ebenfalls den Bereich Finanzen verantworten. Bei der Airline hinterlässt sie große Fußstapfen.

"Sie war eine Schlüsselfigur"

"Menne war bei Analysten und Investoren eine Schlüsselfigur in einer Zeit, in der die Lufthansa versucht, die Kosten zu senken", sagte der unabhängige Luftfahrt-Experte John Strickland. Auch Equinet-Analyst Jochen Rothenbacher betonte: "Sie hatte einen ganz guten Draht zum Kapitalmarkt." Die Lufthansa-Aktie rutschte um bis zu 5,7 Prozent auf 11,32 Euro und damit auf den tiefsten Stand seit mehr als neun Monaten. "Es gibt noch keinen Nachfolger und die jüngsten Verkehrszahlen waren auch sehr schwach - das beunruhigt den Markt", sagte Rothenbacher.

Derweil rechnet Lufthansas Tochter Eurowings nach Worten ihres Finanzchefs Jörg Beissel wegen des Ausbaus für 2016 operativ (Ebit) mit einem Verlust. In den nächsten Jahren dürfte das Ergebnis vor Zinsen und Steuern aber stetig zulegen, sagte Beissel bei einer Präsentation vor Investoren. Lufthansa-Vorstand und Eurowings-Chef Karl Ulrich Garnadt sagte, die Billigfluglinie sei in Gesprächen mit potenziellen Partnern. "Es gibt einige brauchbare Optionen da draußen." Eurowings sei angesprochen worden, aber es gebe noch keine Entscheidungen.

Prinzipiell gibt es für die Lufthansa-Tochter zwei Arten von möglichen Partnern. Zum einen Fluggesellschaften, die mit geringer Kostenbasis direkte Routen anfliegen und an Wachstumsgrenzen stoßen. Zum anderen sei eine Zusammenarbeit denkbar mit kleinen und mittleren Airlines, die auf ihren Heimatmärkten Druck von Billig-Konkurrenten spüren, sagte Eurowings-Manager Max Kownatzki.