Die OECD hat heute ihre Prognosen für die Weltwirtschaft wie auch für viele Regionen teils deutlich zurückgenommen. Österreich ist da relativ glimpflich davongekommen. Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung bleibt für heuer bei einem österreichischen Wachstum von 1,3 Prozent, 2017 soll es dann 1,6 Prozent betragen, statt wie im November angenommen 1,7 Prozent.

Immerhin wachse Österreichs Wirtschaft heuer erstmals seit 2011 wieder um mehr als ein Prozent, hält die OECD in ihrem heute, Mittwoch, veröffentlichten halbjährlichen Bericht fest. Dank Steuerreform werde der private Konsum zulegen, dank niedriger Zinsen die Investitionen. Zur Schaffung von mehr Vertrauen sei "der Abschluss der geordneten Abwicklung insolventer Banken" wichtig.

Starre Strukturen

Die OECD-Analyse der notwendigen Reformen hat sich im Vergleich zu früheren Aussagen wenig verändert und passt gut in die aktuelle österreichische Debatte über eine Flexibilisierung der Gewerbeordnung. "Eine strenge Regulierung im Dienstleistungssektor bremst die Arbeitsproduktivität und erklärt zum Teil die relativ hohe Inflation. Würden die starren Strukturen im Dienstleistungssektor aufgebrochen, wäre es möglich, die Produktivität zu steigern und bessere Arbeitsplätze in diesem Sektor zu schaffen", schreibt die Organisation der wirtschaftlich entwickeltsten Länder in ihrem aktuellen Bericht.

Damit könnte auch die Beschäftigung in der Exportwirtschaft erhalten oder ausgeweitet werden, "da qualitativ hochwertige Dienstleistungen zunehmend Voraussetzung für die Teilnahme an globalen und regionalen Produktionsketten sind". Die Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt könne die durchschnittliche Produktivität zwar vorübergehend belasten, sei jedoch "von entscheidender Bedeutung für die Bewahrung des gesellschaftlichen Zusammenhalts sowie für das Wachstumspotenzial und die Haushaltsposition des Landes".

Ganztagsschulen und Pensionen

Mehr Wachstum könnte es in Österreich auch dann geben, wenn "mit einem Steuer- und Transfersystem, das eine ausgewogenere Beschäftigungsverteilung gewährleistet, mit mehr Ganztagsschulen und Kindertagesstätten und mit familienfreundlicheren Arbeitsplätzen und Arbeitszeitmodellen für eine geschlechtergerechtere Gesellschaft gesorgt würde". Die Subventionierung von Frühpensionierungen sollte abgeschafft werden, um die Beschäftigung älterer Menschen, vor allem von Frauen, näher an den OECD-Schnitt heranzuführen.

Vom drohenden Ausstieg Großbritanniens aus der EU (Brexit) wäre Österreich durchschnittlich betroffen, die Verflechtung mit der britischen Wirtschaft sei "mäßig", schreibt die OECD. Die Briten stimmen am 23. Juni über ihren EU-Austritt ab.

Kraftloses Wachstum

Seit acht Jahren schon ist das Wachstum der Weltwirtschaft "kraftlos", die OECD-Länder schaffen nicht einmal mehr zwei Prozent Plus, einige aufstrebende Volkswirtschaften wie Russland und Brasilien sind überhaupt in der Rezession. Daher nimmt die OECD ihre Wachstumsprognose für die Weltwirtschaft 2016 und 2017 um je 0,3 Prozentpunkte zurück - auf 3,0 Prozent heuer bzw. 3,3 Prozent nächstes Jahr.

In ihrer heute, Mittwoch, veröffentlichten Prognose geht die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) davon aus, dass heuer (2016) die Wirtschaft weltweit um 3,0, in der Eurozone um 1,6, in den USA um 1,8 und in China um 6,5 Prozent wachsen wird. Die Prognose für die USA (von 2,5 Prozent) und die Eurozone (von 1,8 Prozent) wurde dabei deutlich abgesenkt.

Nächstes Jahr, 2017, sollen dann die Weltwirtschaft um 3,3 Prozent, die Eurozone um 1,7 Prozent, die USA um 2,2 Prozent und China nur mehr um 6,2 Prozent zulegen. Hierbei wurden die Prognosen für die USA und die Eurozone um jeweils 0,2 Prozentpunkte gesenkt.

Fehlende Nachfrage, anhaltende Unsicherheit und ein gedrosseltes Tempo von Strukturreformen führen dazu, dass Unternehmen nur wenig investieren, analysiert OECD-Chefökonomin Catherine Mann. 39 Millionen Menschen werden auch 2017 noch arbeitslos sein - um 6,5 Mio. mehr als vor der Krise. Der Welthandel wird langsamer wachsen als im historischen Durchschnitt. Überhaupt habe sich inzwischen das Wachstumspotenzial der wirtschaftlich entwickeltsten OECD-Länder auf knapp 1 Prozent halbiert: "Die ernüchternde Tatsache ist, dass sich der erforderliche Zeitraum für eine Verdoppelung des Lebensstandards damit von 35 auf 70 Jahre verlängert hat", schreibt die OECD in ihrem Bericht. Die Welt sei in einer "Falle niedrigen Wachstums gefangen". Diese sei aber "weder der demografischen Entwicklung noch der Globalisierung oder dem technologischen Fortschritt zuzuschreiben".