Die Europäische Zentralbank (EZB) pumpt immer mehr Geld in den Markt. Zugleich brummt sie Banken höhere Strafzinsen auf, wenn die Institute Geld bei ihr parken. Damit sollen Mini-Inflation und schwächelnde Konjunktur angekurbelt werden.

"Die Banken werden aber ihre Gebührenpolitik viel kostenorientierter betreiben müssen, also alle Dienstleistungen, die sie anbieten, als Kostenposition kalkulieren", sagt  Wifo-Bankenexperte Franz Hahn zur APA. So könnten sie künftig auch Bankomatgebühren verlangen. Jedenfalls müssten die Banken weiter rationalisieren, der Personalaufwand werde wohl sinken, auch weitere Filialschließungen seien möglich.

Für die Banken kam der Schritt der EZB - Leitzins auf Null, nochmals mehr Strafzins, wenn sie Geld bei der Zentralbank bunkern - nicht sehr überraschend. Schon im Vorfeld hatten führende Banker eindringlich vor einem "gefährlichen Experiment" gewarnt. Ihre Sparer wollen die heimischen Banken nicht zur Kassa bitten, wurde von vielen Seiten versichert. Das Zinsgeschäft bricht weiter ein.

Negativzinsen auf Einlagen ausgeschlossen

Bei der UniCredit Bank Austria, hieß es, "die Weitergabe von Negativzinsen auf der Einlagenseite an Kunden schließen wir aus." Auf der Einlagenseite werde es "unmittelbar keine Veränderung" der Verzinsung von Spareinlagen bzw. von Guthaben geben. Und auch auf der Kreditseite gebe es wegen der schon jetzt historisch niedrigen Zinssätze "kaum mehr Spielraum nach unten".

Strafzinsen fürs Sparen schließt auch Raiffeisen aus, auch für hohe Guthaben. "Eine Spareinlage hat bei uns einen Wert", so eine Sprecherin. Das Geld, das die Bank ausleihe, stamme ja von den Sparern. Es wäre "absurd, wenn jemand, der Geld geliehen bekommt, auch noch Einkünfte darauf hat".

Weniger als null gehe nicht, bekräftigte auch die Erste Bank. Hier sind Kreditzinsen wie bei anderen Banken mit einem Zinsaufschlag (Marge) nach unten begrenzt.

Was der neue Zinsentscheid der EZB für die weitere Produktpolitik in der Kreditwirtschaft weiter heißt, ist bisher nicht bekannt. Fest steht, dass zum Beispiel der Zinssatz beim einmonatigen Retail-Internetsparprodukt auf "Bundesschatz.at" (Bundesfinanzierungsagentur) schon lang auf null steht. Ab 3 Monaten Bindungsfrist gab es hier auch in den letzten Monaten nur mehr 0,05 Prozent.

Die Nebenwirkungen der EZB-Geldpolitik treffen jedenfall  auch Konsumenten. Ein Überblick:

BESITZER VON FONDSANTEILEN: Bei Geldmarktfonds und Rentenfonds mit kurzer Laufzeit werde es bei steigenden Strafzinsen immer schwieriger, Renditen zu erzielen, heißt es etwa bei Union Investment, der Fondsgesellschaft der Genossenschaftsbanken. Im Schnitt halten die Fonds demnach drei bis fünf Prozent des Volumens liquide vor - falls Anleger Anteile zurückgeben wollen. Dieses Geld werde von einigen Banken negativ verzinst. "Die negativen Zinsen entwickeln sich zunehmend zu einer Substanzbesteuerung für die Anleger", kritisiert Frank Engels, Leiter Rentenfondsmanagement bei Union Investment.

LEBENSVERSICHERUNGEN: Sie leiden ohnehin seit geraumer Zeit unter den Niedrigzinsen und werfen immer weniger ab. Jetzt kommen noch die Negativzinsen hinzu. Das Problem der Lebensversicherer: Sie legen das Geld ihrer Kunden vor allem in Staatsanleihen an, die als sicher gelten. Diese werfen wegen der EZB-Geldpolitik aber kaum noch oder gar nichts mehr ab.

SPARBUCH & CO.: Die Lieblinge vieler Sparer werfen schon seit geraumer Zeit kaum noch etwas ab. "Generell ist die Zinspolitik für Verbraucher, die überwiegend in sichere Anlageprodukte investieren, kritisch", so Finanzexperten. "Die Beschlüsse der EZB werden für immer mehr Menschen in der Eurozone zu einer Belastung", kritisiert der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV), Georg Fahrenschon die EZB-Entscheidungen. Die Negativzinswelt dehne sich weiter problematisch aus.

KREDITE: Häuslbauer und andere Kreditnehmer profitieren von den Niedrigzinsen - für sie wird es günstiger.