In den nächsten Wochen machen alle zuletzt 229 Filialen der pleitegegangenen Zielpunkt-Kette zu. Einige schlossen schon vor Jahresende. Kurz vor Neujahr wurde die gerichtliche Schließung etwa der Hälfte - 112 Filialen und Zentrale - verkündet. Die wollte niemand haben. Für sie war am 2. Jänner Schluss. Für den Rest gibt es noch eine kurze Gnadenfrist, bis neue Betreiber sie später neu aufmachen.

Es werden jedenfalls alle Filialen geschlossen, und alle Dienstverträge werden beendet. "Es betrifft alle Filialmitarbeiter, denn es gibt keine Garantie, dass ein neuer Betreiber die Belegschaft einfach mit übernimmt", sagte am Montag die Wiener Landesgeschäftsführerin der Gewerkschaft GPA-djp, Barbara Teiber, zur APA. Das AVRAG (Arbeitsvertragsanpassungsgesetz) kommt ja nicht zur Anwendung.

Keine Garantien

Wenn nun die Hälfte der Filialen von - kolportiert fast zwei Dutzend - Interessenten an Filialpaketen übernommen wird, heißt das nicht automatisch die Hälfte der Mitarbeiter. Natürlich hoffe man, dass möglichst viele Mitarbeiter bisheriger Zielpunkt-Geschäfte unter neuen Eignern weiter arbeiten können, heißt es bei der Gewerkschaft, und die Betroffenen hofften auf halbwegs gute Jobs im Einzelhandel. Aber Garantien gebe es für die früheren Zielpunkt-Leute leider nicht.

Einzelne Handelskonzerne, etwa Lidl, haben im Dezember schon so genannte "Bewerbungstage" abgehalten. Die Geschäftsleitungen der großen Handelsunternehmen Rewe, Spar, Hofer und Lidl haben der Regierung Anfang Dezember zumindest Zusagen für die Übernahme der Zielpunkt-Lehrlinge gegeben.

Investitionen nötig

Fest steht, dass neue Eigentümer von ehemaligen Zielpunkt-Filialen einiges investieren müssen, ehe sie den Standort wieder aufmachen. Um Lager und Regale zu leeren, gab es massive Rabattaktionen. Wenn die Angebote und Zusammenschlussanmeldungen von Filialkäufern da sind, wird die Bundeswettbewerbsbehörde deren Pläne ein paar Wochen lang prüfen.

In den nächsten Tagen steht eine ganze Serie von Betriebsversammlungen an, wo die Mitarbeiter von Arbeiterkämmerern, Gewerksschaftern und Insolvenzexperten über ihre Rechte informiert werden. Heute, Montag, waren sie an Standorten in Niederösterreich und im Burgenland. Morgen gibt es eine Folgeveranstaltung einer Informationsveranstaltung vom 29. Dezember in der Arbeiterkammer (AK) in Wien. Am 11. Jänner ist eine Sonderveranstaltung zu Fragen von Mutterschutz, Karenz und Elternzeit.

"Jeder Cent wird eingefordert"

In den Versammlungen geht es nicht nur darum, wie die insgesamt knapp 2500 Zielpunkt-Leute nach den Erstauszahlungen des Insolvenz-Entgelts zu ihrem Geld kommen. Es geht um Beendigungsansprüche und überhaupt die Art der Beendigung. Also um die Option vorzeitiger Austritt oder Beendigung durch den Masseverwalter. Das hängt u.a. an der Dauer der Betriebszugehörigkeit und üblichen Kündigungsfristen.

"Jeder offene Cent wird eingefordert", versicherte am Montag Niederösterreichs Arbeiterkammerpräsident Markus Wieser. Am Samstag sperrten allein in Niederösterreich 38 Zielpunkt-Standorte zu. Den Beschäftigten wird laut AK Niederösterreich in den meisten Fällen zu einem so genannten "berechtigten vorzeitigen Austritt" geraten. Dafür nehmen Arbeiterkammer und GPA entsprechende Erklärungen entgegen. Ein "berechtigter vorzeitiger Austritt" entspreche dann quasi einer Arbeitgeber-Kündigung, wodurch - abhängig vom Dienstverhältnis - Abfertigung, Kündigungsfrist, Auszahlung etwaigen Resturlaubs und dergleichen gewahrt bleiben, so die AK.