Air Berlin setzt im Zuge des Konzernumbaus auf Langstreckenflüge vor allen nach Übersee. "Wir bauen unser Engagement dort aus, wo wir im bestehenden Wettbewerbsumfeld Marktanteile gewinnen können", sagte Konzernchef Stefan Pichler am Mittwoch in Berlin bei der Vorlage der neuen Strategie. Man werde sich daher von weniger Mitarbeitern trennen als geplant, hieß es von der Niki-Mutter weiter.

Die Kürzungen würden vor allem in der Verwaltung stattfinden. Konkrete Angaben zur Anzahl der Stellenstreichungen machte Air Berlin nicht, aus "Rücksicht auf die anstehenden Verhandlungen und Diskussionen mit den Arbeitnehmergremien". Das Ziel seien sozialverträgliche und einvernehmliche Lösungen.

Der Verwaltungsrat habe am Dienstag die vom Vorstand vorgeschlagene "strategische Neuausrichtung" beschlossen.

Nur Airbus

Die Flotte soll bis Mitte 2016 auf eine reine Airbus-Flotte umgestellt werden. Auch die Kooperation mit dem Großaktionär Etihad soll intensiviert werden. Wegen des Widerstands der Behörden gegen die Gemeinschaftsflüge mit Etihad appellierte Pichler an die deutsche Regierung.

Ein übergeordnetes Ziel in dem Sanierungsprogramm sei es, die Komplexität des Netzwerks zu reduzieren. "Wir konzentrieren uns künftig noch stärker auf unsere beiden Drehkreuze Berlin und Düsseldorf. Dort werden wir unsere Marktführerschaft weiter ausbauen", wird Pichler in einer Pressemitteilung zitiert. Das Flugangebot soll 2016 stabil bleiben.

Künftig wolle man etwa Nonstop-Flüge zu drei neuen Zielen in den USA sowie in Kuba anbieten. Zudem wolle man durch die geplante engere Zusammenarbeit mit Alitalia den Flugverkehr von Deutschland und Österreich nach Italien weiter ausbauen. Im Firmenkundengeschäft will Air Berlin den Marktanteil verdoppeln.

FlyNiki mit Gewinn

Die Tochtergesellschaften in Österreich und der Schweiz lobte Pichler. "Unsere beiden Tochtergesellschaften FlyNIKI und Belair (...) schreiben Gewinne". Konkrete, aktuelle Zahlen nannte er aber nicht. Laut Firmenbuch schrieb Niki 2014 einen Nettogewinn von 2,8 Mio. Euro, nach 1,2 Mio. Euro im Jahr davor. Der Umsatz sank auf 455,7 Mio. Euro.

Ziel der neuen Air-Berlin-Strategie sei es, Kosten zu sparen und zugleich den Umsatz zu steigern, betonte Pichler. "Dadurch soll bis Ende 2018 eine operative Ergebnisverbesserung von 310 Mio. Euro erzielt werden." Derzeit profitiere Air Berlin vom Lufthansa-Streik, sagte Pichler.

2015 wird Verlustjahr

Heuer steuert Air Berlin trotz schwarzer Zahlen im Sommergeschäft auf einen Verlust zu. Der operative Gewinn (Ebit) stieg im dritten Quartal binnen Jahresfrist um knapp 9 Prozent auf gut 81 Mio. Euro. Fluggesellschaften fliegen in der Regel einen Großteil ihrer Erträge in der Hauptreisezeit im Sommer ein. In den ersten neun Monaten vergrößerte sich der Konzernverlust von Air Berlin allerdings um gut ein Viertel auf 191,4 Mio. Euro.

Der Niki-Mutterkonzern steckt seit längerem in der Krise - auch mehrere Sanierungsrunden und Chefwechsel brachten bisher keine Wende zum Besseren. In den vergangenen sieben Jahren flog Air Berlin nur einmal einen Konzernüberschuss ein. Pichler betonte im Quartalsbericht: "Für das Geschäftsjahr 2015 bleiben wir optimistisch und gehen weiterhin von einer Verbesserung der Durchschnittserlöse und des operativen Ergebnisses gegenüber dem Vorjahr aus." Die Air-Berlin-Aktie lag am Vormittag rund ein Prozent im Plus.

Die 9.000 Mitarbeiter starke Airline steckt wegen eines verfehlten Expansionskurses tief in der Krise. Das Eigenkapital ist mit 544 Mio. Euro negativ, der Schuldenberg liegt bei 787 Mio. Euro. Die arabische Airline Etihad kaufte 2011 knapp 30 Prozent der Aktien und hält die Berliner seither mit Finanzspritzen in der Luft. Eine damals getroffene Vereinbarung über Gemeinschaftsflüge von Etihad und Air Berlin läuft nach einer Entscheidung des deutschen Verkehrsministeriums Mitte Jänner 2016 aus.