Den Austrian Airlines sind auch am Wochenende wieder die Piloten ausgegangen. Samstag und Sonntag mussten insgesamt 27 Flüge auf der Kurz- und Mittelstrecke gestrichen werden. „Wir sind zerknirscht und bedauern diese Asufälle sehr. Das darf uns nicht passieren“, sagt AUA-Sprecher Peter Thier zur Kleinen Zeitung. Er relativiert aber auch: „27 von insgesamt 720 Flügen sind ausgefallen. Das heißt wir konnten 96 Prozent aller Flüge abdecken.“

Auch in den kommenden Tagen könne es noch zu Streichungen kommen. Heute strich die AUA vorweg 14 von 364 geplanten Flügen: Je einen Hin- und Rückflug nach Brüssel, Nizza, Bukarest, Amsterdam und Klagenfurt sowie Varna und Baku. Es sind zu wenig Piloten im Dienst. Die von den Absagen betroffenen Passagiere werden laut AUA telefonisch oder via E-Mail benachrichtigt und umgebucht.

Zahlreiche Krankmeldungen

Generell versuche man die Situation zu beruhigen. "Wir setzen Piloten ein, die sich kurzfristig noch freiwillig melden und in ihrer Freizeit fliegen. Zudem werden wir diese Woche ein Flugzeug samt Personal von einer Partner-Airline anmieten.“ Auch Piloten, die im Management tätig sind, werden vermehrt zum Einsatz kommen.

Aber wie kommt es überhaupt zum dem Personalengpass? „Wir haben uns ein sehr dichtes Sommerprogramm vorgenommen. Zudem sind viele Piloten in Schulungen, weil wir einen neuen Flugzeugtyp einflotten. Und dann haben wir vor dem Wochenende viele Krankmeldungen bekommen“, sagt Thier. Dass es sich dabei um eine geplante Protestaktion handelt, glaubt man im AUA-Management nicht.

Betroffen seien vor allem Fokker- und Dash-Maschinen. Laut Thier habe man versucht, „Flüge herauszunehmen, wo es wenig Passagiere gab beziehungsweise gute Ersatzlösungen“. So ist etwa ein Flug nach Brüssel ausgefallen und die Passagiere wurden auf Brussels Airlines umgebucht. Gestrichen wurde etwa auch eine Verbindung nach Belgrad, das viermal täglich angeflogen wird. Die Ferienflieger in Richtung Süden seien planmäßig abgehoben.

Gewerkschaft: "Haben zu wenig Personal"

Wenig überrascht über die Flugstreichungen zeigte sich am Montag Johannes Schwarcz, Vorsitzender des vida-Fachbereichs Luft- und Schiffverkehr und Betriebsrat bei der AUA. Die Gewerkschaft habe schon vor Monaten gewarnt, dass sich die ohnehin dramatische Personalsituation bei der AUA in den Sommermonaten erneut zuspitzen werde. Genau das sei jetzt passiert. "Seit Donnerstag letzter Woche musste die AUA "über 60 Flüge streichen, weil sich mehrere Piloten krankgemeldet hatten", so der Gewerkschafter in einer Aussendung.

"Aufgrund der dünnen Personaldecke waren die Austrian Airlines nicht in der Lage, alle Ausfälle aufzufangen", kritisierte der vida-Gewerkschafter. "Wir haben einfach zu wenig Personal", sagte auch AUA-Bordbetriebsratschef Karl Minhard. "Hier liegt ganz klar ein Versäumnis des Unternehmens vor." In den arbeitsintensiven Sommermonaten werde das besonders deutlich.

Als "Sofortmaßnahme" verlangten heute Schwarcz und Minhard, die zahlreichen nur befristet beschäftigten Flugbegleiter und Piloten fix einzustellen. In den Augen der Gewerkschaft ist im übrigen "jeder Flieger, der nicht abhebt, quasi Wasser auf die Mühlen derer, die die Rolle der Austrian im Lufthansakonzern klein halten wollen."

WOLFGANG FERCHER