Der erneute Streik bei der Deutschen Bahn hat am Mittwochmorgen deutschlandweit Millionen Pendler im Berufsverkehr getroffen. Die Lokführer der Gewerkschaft GDL legten in der Nacht wie angekündigt ihre Arbeit auch im Personenverkehr nieder und weiteten damit den am Dienstag im Güterverkehr begonnenen Ausstand aus.

Auf Fernstrecken fallen nach Angaben der Bahn zwei Drittel der Züge aus. Im Regionalverkehr sind vor allem die östlichen Bundesländer betroffen.

Im aktuellen Tarifkonflikt ist es die inzwischen neunte und erstmals zunächst unbefristete Streikrunde. Voraussichtlich ist auch das anstehende Pfingstwochenende von dem Ausstand betroffen. Nach vielen Appellen aus Politik und Wirtschaft gab es auch von Gewerkschaftsseite Kritik am GDL-Vorsitzenden Claus Weselsky. "Das geht zu weit, um es vorsichtig zu sagen", sagte der DGB-Vorsitzende Reiner Hoffmann der Zeitung "Tagesspiegel" (Mittwochausgabe). "Wer nach acht Streiks noch immer nicht auf die Zielgerade kommt, der weckt Zweifel, dass er an dieser Alternative ernsthaft interessiert ist."

Höhepunkt zu Pfingsten

Mit der neuen Streikrunde steuert der fast schon ein Jahr andauernde Tarifkonflikt auf einen neuen Höhepunkt zu. Das Pfingstwochenende gehört zu den verkehrsstärksten im ganzen Jahr. Trotz ausgeweiteter Angebote würden über Pfingsten auch in Bussen bereits die Sitzplätze knapp, sagte ein Sprecher des Bundesverbands Deutscher Omnibusunternehmer der Zeitung "Die Welt". Beim letzten Streik der GDL sei die Zahl der Buchungen um bis zu 150 Prozent gestiegen.

Gespräche zwischen Bahn und GDL, um mithilfe eines unabhängigen Arbeitsrechtlers den Weg für eine Schlichtung auszuloten, verliefen am Dienstag ohne Ergebnis. Zentraler Streitpunkt ist der Anspruch der GDL, für alle ihre Mitglieder beim Zugpersonal eigenständige Tarifverträge zu schließen. Dies bezeichnet die Gewerkschaft als nicht verhandelbar, während sie bei Lohnhöhe und Arbeitszeiten eine Schlichtung für denkbar hält. Das Bahn-Management verlangt dagegen eine "Gesamtschlichtung".