Noch bis vor wenigen Jahren galt Frankreich als Streikland Nummer Eins. Doch dieses Jahr könnte Deutschland den Franzosen den Rang ablaufen.

In Frankreich gab es heuer einen Streik der Fluglotsen in Paris. In Deutschland streikten die Metaller, die Amazon-Mitarbeiter, Lehrer, Kinderbetreuer, Lokführer, Piloten, Flughafenpersonal, Mitarbeiter der Postbank, DHL-Lieferanten und nun droht der nächste Arbeitsausstand bei der Deutschen Post.

Jeder Streik hat natürlich unterschiedliche Ursachen. Nur eines verbindet fast alle Streikenden: die Forderung nach deutlich mehr Lohn. Rund fünf Prozent Tariflohnerhöhung fordern Postbedienstete, Lehrer und Fluglotsen. Einen Tarifvertrag will man bei Amazon erstreiken, bessere Einstufungen wünschen sich die Kita-Angestellten.

Die hohen Forderungen sind ein indirektes Ergebnis der Wirtschaftspolitik der vergangenen 15 Jahre.  Das "Exportwunder" Deutschland wäre nur möglich gewesen, weil die Reallöhne seit Jahren rückläufig seien, so die Kritik der Arbeitnehmervertreter. Laut dem Gewerkschaftsinstitut WSI hat der Reallohn 2015 gerade das Niveau der Jahrtausendwende erreicht. Auch das Statistische Bundesamt sieht eine Trendumkehr: 2014 sind die Reallöhne gestiegen, allerdings vor allem aufgrund der niedrigen Inflation.