Die conwert selbst indes will binnen zehn Börsentagen zum Übernahmeoffert Stellung nehmen. Der Verwaltungsrat werde das Angebot vor dem Hintergrund der Börsenkursentwicklung vor Ankündigung des Offerts und unter Berücksichtigung "des deutlich unter dem NAV/Aktie (Net Asset Value, Substanzwert) von conwert liegenden Angebotspreises sowie dem Unternehmensausblick von conwert für die nächsten Jahre ausführlich evaluieren", hieß es in einer Pflichtmitteilung.

Die Wiener Gesellschaft veröffentlicht ihre Zahlen für 2014 sowie einen Ausblick am 25. März

Rasinger am Mittwoch zur APA: Wenn man den conwert-Aktienkurs in der Vergangenheit betrachte, scheinen die 11,50 Euro je Aktie, die die Deutschen bieten, attraktiv. "Aber wenn man die Entwicklung der letzten Wochen nimmt und die Erwartungshaltungen, relativiert sich das." Zumal auch die Hoffnung gehegt werde, dass "endlich ein gutes Management kommt und bei der conwert die Potenziale hebt, die in ihr vermutet werden".

Diese Hoffnung hat auch der rebellische conwert-Aktionär Alexander Proschofsky. Für ihn wäre die Deutsche Wohnen "der richtige Käufer", jedoch sei der Preis viel zu niedrig. Er, Proschofsky, kritisiere seit zwei Jahren, dass bei der conwert "keine befähigten Menschen am Werk sind, die je irgendwas mit Immobilien gemacht haben". Wenn hingegen qualifizierte Leute das Ruder übernähmen, "bleibe ich gerne Aktionär. Proschofsky hielt zuletzt über seine Cube Invest rund 1,5 Prozent an der conwert. Mit seinem Versuch, in den Verwaltungsrat des Immobilienkonzerns einzuziehen, war Proschofsky 2014 gescheitert.

Um 11,50 Euro je Aktie werden die Deutschen die conwert aber nicht bekommen, ist Proschofsky überzeugt. Man werde sich zwischen Buchwert (12,50 Euro) und NAV (15,34 Euro) einfinden müssen. Dass die Deutsche Wohnen am Mittwoch betonte, das Anbot nicht nachbessern zu wollen, sei irrelevant, denn das Übernahmegesetz erlaube sehr wohl eine Erhöhung des Offerts - mit Zustimmung der Übernahmekommission.

Was Proschofsky am vorliegenden Angebot amüsiert: Als aufschiebende Bedingung haben die Deutschen explizit festgeschrieben, dass bis spätestens vier Börsentage vor Ablauf der Annahmefrist keine "Verurteilung oder Anklageerhebung wegen einer Straftat" eines conwert-Managers bekanntwerden darf. Sollte dem so sein, wollen die Deutschen ihr Angebot zurückziehen. Als Straftaten werden Bestechungsdelikte, Korruption, Untreue, Kartellverstöße, Geldwäsche oder Verstöße gegen das Börsegesetz genannt. "So etwas habe ich noch nie gesehen", sagte Proschofsky zur APA.

Die conwert-Aktionäre können bis zum 15. April überlegen, ob sie das Angebot annehmen. Ein Viertel an der österreichischen Gesellschaft mit Hauptengagement in Deutschland hat die Deutsche Wohnen schon fix zugesagt bekommen: Baulöwe Hans Peter Haselsteiner will zunächst knapp 19 Prozent seiner 24 Prozent abgeben, die deutsche Ehlerding-Familie ihre etwas über 6 Prozent. Haselsteiner könnte in der Folge auch noch seine restlichen 5 Prozent verkaufen - außer, die Deutsche Wohnen schafft eine 95-Prozent-Mehrheit. Für diesen Fall wurde - aus steuerlichen Gründen - vereinbart, dass Haselsteiner die 5 Prozent behält. Die Deutsche Wohnen muss bei der conwert mindestens eine Schwelle von 50 Prozent plus 1 Aktie erreichen, sonst platzt der 1,2 Mrd. Euro schwere Deal.