Die Post will in sechs Jahren 9000 Mitarbeiter weniger beschäftigen als heute - 720 Paketzusteller, 2200 Bedienstete in Postämtern, vor allem aber wird es die Briefträger treffen. Anstelle von 1300 eigenständigen Postämtern soll es dann nur mehr 25 große Postämter geben, dazu 225 Filialen, über welche die Bawag/P.S.K. Geldgeschäfte abwickeln, und 220 verpachtete Postläden. Die Zahl der privaten Postpartner, also etwa von Lebensmittelhändlern, die auch Briefe annehmen, soll sich von jetzt 210 auf 940 vervierfachen. Damit wäre das Filialnetz quasi privatisiert. Was tagelang als Gerücht kursiert hatte, bestätigte der Post-Vorstand am Montag endlich, wenn auch nur indirekt.

Bedrohung durch Liberalisierung. 2011 wird der Postmarkt in der EU voll liberalisiert. Ab diesem Zeitpunkt dürfen private Zusteller auch Briefe mit weniger als 50 Gramm transportieren. Die Post macht mit diesem Geschäftsfeld jedoch den Löwenanteil ihres Gewinns. Daher stelle die Liberalisierung für die gelbe Post die "größte und einschneidendste Veränderung in ihrer Unternehmensgeschichte" dar, meinte Vorstandsvorsitzender Anton Wais gestern in einer Stellungnahme. Und: "Was ist die Aufgabe eines verantwortungsvollen Managements? Das Unternehmen rechtzeitig auf derart dramatische Marktveränderungen vorzubereiten." Weniger kryptisch will sich Wais erst nach der Post-Vorstandssitzung, die morgen stattfindet, äußern.

Sturmlauf. Umso deutlicher fallen die Reaktionen der Politiker aus. Der Tiroler Landeshauptmann, Günther Platter, etwa droht dem Post-Management einen "rauhen Wind aus dem Westen" an. Der oberösterreichische SPÖ-Vorsitzende, Erich Haider, tobt wiederum: "Es ist ungerecht und völlig abzulehnen, dass auf der einen Seite Milliarden zur Rettung von Vermögen aufgewendet werden und auf der anderen Seite die kleinen Arbeitnehmer zu Tausenden ihren Arbeitsplatz verlieren sollen."

"Vom Enkerl bis zur Oma" Bundespolitiker und Landeshauptleute aller Fraktionen fordern, "dass jeder in Österreich auch in Zukunft Zugang zum Service der Post bekommt", wie es zum Beispiel der designierte ÖVP-Chef Josef Pröll ausdrückt: "Vom Brief bis zu Packerl, vom Enkerl bis zur Großmutter." Wie man das sicherstellen kann, darüber gehen die Meinungen bereits auseinander. Und die Verantwortung dafür übernehmen oder sagen, wie man diese Wünsche zu finanzieren gedenkt, das will gar keiner. Seit 2006 notiert die Post zwar an der Börse, 51 Prozent des Unternehmens gehören über die ÖIAG aber nach wie vor dem Staat. SPÖ-Chef Werner Faymann sieht daher Finanzminister Wilhelm Molterer von der ÖVP als Eigentümervertreter gefordert. Molterer müsse dem Post-Vorstand Einhalt gebieten, sollten wirklich 9000 Jobs verloren gehen, jedenfalls aber den gesamten Vorstand austauschen, verlangt Faymann.