Sogar Pril und Persil werden teurer. Wie scharf schwappt die Preiswelle auch über Henkel-Kunden?
GÜNTER THUMSER: Nach sechs Jahren ohne Erhöhung mussten wir Korrekturen vornehmen, erhöhten aber nur moderat um rund fünf Prozent. Da die Rohöle in nur einem Jahr um 40 bis 50 Prozent teurer wurden, hätten wir viel mehr erhöhen müssen. Wir halten uns extrem zurück.

Wie geht der Preissog weiter?
THUMSER: Wir haben große Sorgen was die künftigen Energiekosten betrifft, und haben daher technologisch bei den Waschmittel-Rezepturen unsere Temperaturen bei Waschmittel bis auf 20 Grad herunter genommen. Die Haushalte sparen mit dem neuen Persil pro Waschgang bei der Energie das Dreifache von dem, was die Preiserhöhung ausmacht.

Sie steuern von Wien aus die Henkel Osteuropa-Gruppe mit 33 Ländern bis Sibirien und Mongolei. Heuer haben Sie bis Mai den Umsatz um 16 Prozent gesteigert. Wie erklären Sie da den Konsumenten die Preiserhöhungen?
THUMSER: Das war vor den Erhöhungen und vom Umsatz kann man nicht leben. Das bekommen jetzt viele Unternehmen zu spüren, die Probleme haben.

Der scharfen Konjunkturwind spürt Henkel vor allem im Mutterland Deutschland. Ihr neuer Konzernchef, der Däne Kasper Rorsted, will 3000 der 53.000 Mitarbeiter im Konzern abbauen, davon 1000 in Deutschland mit der Schließung eines Werkes in Sachsen-Anhalt. Es ist noch nicht bekannt, wo die übrigen 2000 abgebaut werden. Sind Sie betroffen?
THUMSER: Wir wachsen in der Region sehr schön und haben eine klare Perspektive für die nächsten sieben Jahre, wo wir von Österreich aus Märkte steuern, die erst am Anfang mit der Entwicklung des Lebensstandards sind. Daher sind auch die Produktionsstandorte in Österreich sehr gut aufgestellt.

In Ihrer Zentrale in Wien arbeiten 1000 Leute. Viele Konzerne, die in Wien ihre Osteuropa-Zentralen haben, rücken diese nach Osten vor. Planen Sie das auch?
THUMSER: Wir haben nach Pionier- und Reifungsgsphase eine Konzerphase mit hochqualifizierten Steuerungsfunktionen für eine wachsende Region. Da kann man nichts verschieben.

Ihr Konzernbetriebsrat in Deutschland hat heftig kritisiert, dass sich sprudelnde Gewinne und Kündigungen nicht vertragen. 2007 hat Henkel 1,4 Milliarden Euro Rekordgewinn gemacht.
THUMSER: Das sieht auf der ersten Blick merkwürdig aus, ist aber verantwortungsbewusst. Wer heute nicht spart, macht morgen keine Gewinne. Gegenüber Konkurrenten haben wir bei Gewinnmargen Aufholbedarf.

Die EU-Kontrollbehörde fiel unlängst in Büros von Henkel, Unilever und Proctor & Gamble ein wegen Verdachts von Preisabsprachen. Gab es die?
THUMSER: Nein. Wenn in unserer Region einer dem Kostendruck nachgibt und Preise anzieht, folgen die anderen in zwei Tagen. Das spricht sich sofort herum.

Was erwarten Sie - besonders auch im Hinblick auf die Teuerung - von den Wahlkämpfern Werner Faymann und Willi Molterer?
THUMSER: Ich erwarte , dass die kommende Regierung endlich Maßnahmen setzt, die seit fünf Jahren in Diskussion sind. Das betrifft das Sozialversicherungswesen, von Krankenkassen bis zu Pensionen. Da geht viel in der Administration verloren. Die Bildungspolitik, die viel zu archaisch ist, muss sich deutliche öffnen mit Individualförderung. Bei den Steuern müssen wir die Nachteile gegenüber Nachbarländern im Osten ausgleichen. Unsere Mitarbeiter und Manager in Österreich bekommen bei gleichen Bruttogehältern netto viel weniger heraus, als jene in östlichen Nachbarländern. Das drückt auf die Motivation.