Schöne Bescherung. Der Weihnachtsfrieden ist heuer wohl empfindlich gestört, wenn Sie sich mit einer drohenden Anklage herumschlagen müssen. Das Gerichtsgutachten von Fritz Kleiner geht zumindest davon aus.
WOLFGANG KULTERER: Bisher hatte ich nicht die Absicht, zum Thema Stellung zu nehmen, aber die Aussagen des Gerichtsgutachters, der den Richter spielt, haben mich bewogen, Stellung zu nehmen. Was mich am meisten frustriert: Meine Aussagen und Gutachten werden ignoriert.

Sie waren kürzlich überzeugt, dass es zu keiner Anklage kommen wird. Was macht Sie so sicher?
KULTERER: Das muss ich sein, weil ich weiß, dass ich mir vorsätzlich nichts zu Schulden kommen ließ. Im Moment bin ich mit Vorverurteilungen konfrontiert.

Sie haben ebenfalls zwei Gutachten in Auftrag gegeben. Wer sind denn die Gutachter und zu welchem Ergebnis kommen sie?
KULTERER: Professor Jens Wüstemann von der Universität Mannheim ist der Meinung, dass die Österreichische Gesetzgebung keine Erfahrung mit der Bilanzierung von Swaps hat. Er kommt zur Überzeugung, dass die Bilanzierungsmethode vertretbar war. Der zweite ist Gerhard Altenberger. Der österreichische Gerichtsgutachter, der nicht einmal als Bankgutachter zugelassen ist, kommt zu einer anderen Anschauung. Ich war schon von Anfang an überzeugt, dass es einen Expertenstreit geben wird.

Das Gericht bewertet das Gerichtsgutachten meist höher, als Privatgutachten. Ihre Expertisen waren sicher nicht billig. Wird sich die Investition gelohnt haben?
KULTERER: Das werden wir sehen. Aber wenn die Meinung anerkannter Experten ignoriert wird, frage ich mich, wo es noch Gerechtigkeit gibt.

Ist diese Causa nicht schon längst eine politische?
KULTERER: Das war sie von Anfang an, weil man uns nie eine Chance gelassen hat, die Diskussion über die Bilanzierung sachlich zu führen. Man hat uns über Nacht vor vollendete Tatsachen gestellt, in einer Art, wie sie in Österreich nie dagewesen ist.

Man hat Ihnen immer "Verhaberung" mit Landeshauptmann Haider vorgeworfen. Daher die schweren Geschützte?
KULTERER: Ich habe mit Haider professionell zusammengearbeitet. Persönliche Freundschaft oder Verhaberung gab es nie. Ich war in keinem politischen Lager tätig, schon gar nicht beim BZÖ. Jeder Landeshauptmann der das Glück hat, ein Unternehmen wie die Hypo zu haben, wird versuchen, es zu vereinnahmen. Dass Haider auf dem Gebiet besondere Fähigkeiten hat, weiß man ja.

Das Gerichtsgutachten wirft Ihnen Bilanzfälschung vor.
KULTERER: Wir haben uns mit Experten beraten. Nach den Bewertungsansätzen waren wir überzeugt, richtig zu bilanzieren. War es ein Irrtum, nehme ich das zur Kenntnis, aber ich lasse mir keinen Vorsatz unterstellen.

Sie wollten die Verluste diskret verstecken. Stimmt das?
KULTERER: Von Verstecken und Verschleiern kann keine Rede sein. Aber eine Bank hat einen schmalen Grat, wo sie entscheiden kann, wie man seine Probleme publiziert. Zu viel zu reden hat schon viele Banken in Probleme gebracht. Bei der Diskussion um die Bilanzvarianten ergibt sich eine Bandbreite von Minus 99 Millionen Euro bis Plus 78 Millionen. Daraus zeigt sich schon, wie diffizil die Sache ist.