Werner Bogner* (49) ist gerade dabei, sein Haus in Graz auszubauen. Neben heimischen Firmen, die vor allem die tragenden Maurerarbeiten, die Dach-, Elektro und Heizungsinstallationen durchführten, greift Bogner auf Facharbeiter aus Polen zurück. Viel geringere Arbeitskosten sind ihm Grund genug, sich für die billigeren Kräfte aus dem Osten zu entscheiden. Es gibt aber auch andere Gründe. "Ich habe jemanden gesucht, der mit Lehmputz umgehen kann. Heimische Firmen bieten das gar nicht mehr an. Ich hörte von einem befreundeten Häuslbauer, dass er einen Polen kennt, der das kann und der gerade bei ihm arbeitet. Also engagierte ich Josef und Petar für vier Tage um die Innenwände des Hauses neu zu verputzen." Zuvor schon ließ Bogner in seinem Haus eine neue Holzzwischendecke von zwei rumänischen Zimmerern errichten.

Auf nach Westen. Josef Kolar* (35) und Petar Marius* (30), die bei Bogner die Innenputzarbeiten erledigten, stammen aus einem kleinen Dorf im Südosten Polens. Josef ist arbeitslos, Petar arbeitet in einer Fabrik und hat sich für den Österreichaufenthalt Urlaub genommen. Zwar erlebt Polen einen Bauboom, doch wer arbeitet schon gern für zwei bis drei Euro in Polen, wenn er hier sieben bis acht Euro verdienen kann und dazu Unterkunft und Verpflegung gratis sind. Polnische Unternehmen müssen jedenfalls schon auf ukrainische, weißrussische und russische Fachkräfte zurückgreifen, weil die eigenen Landsleute sich immer mehr in den lukrativeren Westen aufmachen.

Vollkommen ausgebucht. Josef und Petar kamen über sieben Ecken in die Steiermark. Josefs Telefonnummer machte schnell die Runde, er und Petar sind schon die dritte Saison hier. In dem sechswöchigen Aufenthalt in der Steiermark sind sie vollkommen ausgebucht und vor allem dort im Einsatz, wo Häuser renoviert oder umgebaut werden: Maurern, verputzen und Trockenausbau ist ihr Geschäft. Für einen über eine Firma tätigen heimischen Maurer müsste Bogner rund 30 Euro die Stunde berappen, also mehr als das Vierfache dessen, was die beiden Polen ihn kosten. Allein durch die Arbeit der Fachkräfte aus dem Osten Europas hat er sich rund viertausend Euro erspart. Zwar ist es mittlerweile durchaus üblich geworden, dass auch Baufirmen nur einen Teil der Arbeiten offiziell verrechnen, während der Rest steuerschonend über die Bühne geht - aber die Leute aus dem Osten können es noch billiger. Und die Häuslbauer greifen ohne schlechtes Gewissen auf sie zurück.

Die Hälfte nimmt Polen. So auch Markus Igler* (38), der Josef und Petar engagierte, als sie bei Bogner ihre Arbeit getan hatten. Als er nämlich erfuhr, dass die beiden Polen nur sieben Euro verlangen, die rumänischen Arbeiter, die den Stallausbau auf seinem landwirtschaftlichen Anwesen in der Oststeiermark durchführten, dagegen zehn, hat er schnell umdisponiert. Die Rumänen wurden abgelöst und Josef und Petar vom Fleck weg engagiert. Igler, der sich viel im Baugeschehen umhört, schätzt, dass zumindest die Hälfte derer, die beim Hausbau selber die Schaufel in die Hand nehmen, auch Leute aus dem Osten kostensparend einsetzen. Warum gerade polnische Handwerker so beliebt sind, vermutet Igler auch: Polnische Staatsbürger seien deshalb so beliebt, weil sie als besonders fleißig gelten und ihr Handwerk gut beherrschen. Von der KIAB (Kontrolle der illegalen Arbeitnehmerbeschäftigung) haben die Häuslbauer und ihre illegalen Handwerker offensichtlich wenig zu befürchten, denn die Beamten jagen den in großem Stil agierenden Firmen und Scheinfirmen nach, wie Andreas Linke von der Gewerkschaft Bau Holz weiß.

Kavaliersdelikte. Da fallen die kleinen Fische nicht wirklich ins Gewicht. Und sie haben eine große Mehrheit der Österreicher auf ihrer Seite, stufen doch 63 Prozent den Pfusch lediglich als Kavaliersdelikt ein. 55 Prozent greifen bei Hausbau und Wohnung renovieren auf Pfuscher zurück, abgeschlagen folgt mit 23 Prozent die Autoreparatur. Der Großteil des mit Schwarzarbeit verdienten Geldes wird meist gleich wieder in Konsumgüter investiert. Nur durch diese Schwarzarbeit im Ausland können die Familienväter ihren Frauen und Kindern ein besseres Leben bieten.