Seit 1. Juli darf die Post wieder Ämter schließen bzw. durch private Postpartner ersetzen. Wie viele wurden schon zugesperrt?

HERBERT GÖTZ: Wir haben Halbzeit. Bei den 293 betroffenen Postfilialen haben wir bereits mit 145 Privaten einen Vertrag abgeschlossen, die alle Post-Services als Postpartner weiterführen. In der Steiermark sind wir weiter. Da haben wir 23 von 33 Filialen gegen Postpartner getauscht.

Und die versprochenen 150 zusätzlichen Poststellen? Kommen die erst später?

GÖTZ: Davon ist ein Drittel eröffnet, in der Steiermark zehn von 23 geplanten Postpartnern. Aber Priorität hat es, privaten Ersatz für unsere 300 unrentablen Filialen zu finden. Da gibt es auch ein paar Gemeinden, wo wir uns schwer tun.

Weil die Bürgermeister wissen, dass das Postamt nicht zugesperrt werden darf, wenn Sie keinen privaten Ersatz finden.

GÖTZ: Ja, wir kriegen aber die Rückmeldung, dass Gemeinden, die jetzt einen Postpartner haben, überaus zufrieden damit sind. Vor allem können sie Öffnungszeiten bieten, die wir in kleinen Eigenfilialen niemals rentabel bieten könnten.

Aber wollen die Leute dem Tankwart ihre Geldgeschäfte anvertrauen?

GÖTZ: Erstens geht's bei Geldgeschäften vorwiegend um Einzahlungen von Rechnungen und Pensionsauszahlungen, nicht um Millionenkredite - dafür haben wir 70 mobile Finanzberater, die ins Haus kommen. Zweitens suchen wir als Postpartner gezielt Versorger wie Apotheken, Geschäfte oder Gemeindeämter, wo das Personal hohes Vertrauen in die Bevölkerung genießt.

Warum sind dann seit Jahresbeginn 260 Millionen Euro Sparguthaben abgeflossen?

GÖTZ: Das ist einseitig betrachtet, da sprechen wir nur von festverzinslichem Kapital, da haben alle Banken Rückgänge. Bei variablen Einlagen, Versicherungen und Bausparern haben wir Zuwächse. Einer unserer neuen Postpartner hat im Vorjahr 140 neue Bauspar-Verträge abgeschlossen.

Was passiert mit den Mitarbeitern der zugesperrten Postämter?

GÖTZ: Wir haben versprochen, dass es 2009 zu keinen betriebsbedingten Kündigungen kommt. Daran halten wir uns. Insgesamt sind 426 Mitarbeiter von den Filialschließungen betroffen, die wir aber in besser frequentierten Filialen ohnehin brauchen werden, um Abgänge zu ersetzen.

Können Sie im nächsten Jahr Mitarbeiterabbau ausschließen?

GÖTZ: Keiner weiß, wie's wirtschaftlich 2010 aussieht.

Vermutlich können nicht so viele Postler zur Polizei, damit man dem Personalüberhang Herr wird.

GÖTZ: Da bin ich anderer Meinung, das Projekt kommt gut an. Wir gehen davon aus, dass bald sehr viel mehr Postler im Verwaltungsdienst der Polizei sind als die jetzigen 28.