Es scheint fast so als wäre alles beim Alten: Die Weltwirtschaft erholt sich langsam und schon beginnt an den Börsen die Jagd nach hohen Aktienkursen. Milliarden Euro werden an Prämien ausgezahlt, die Investoren freuen sich über steigende Börsenkurse. Und dennoch habe sich etwas geändert, sagt Richard Lernbass von software-systems.at. Sein Unternehmen hat sich auf ethisches und nachhaltiges Investment spezialisiert. "Es findet ein Wandlungsprozess statt. Die Anleger schauen immer mehr auf den Inhalt der Fonds." Die Rendite sei nicht mehr so bedeutend wie noch vor der Finanzkrise.

Eine Institution, die sich klar zu ethischem Investment bekennt, ist die katholische Kirche. Die Diözese Graz-Seckau hat insgesamt vier Portfolios, so Finanzkammer-Direktor Herbert Beiglböck. Für diese gebe es strenge ethische Filter: Menschenrechte müssen gewahrt werden, keine Kinderarbeit, kein Waffenhandel und keine Embryonalforschung sind nur einige davon. Beiglböck: "Das führt dazu, dass wir unter anderem keine US-Staatsanleihen kaufen, da in den Vereinigten Staaten die Todesstrafe angewendet wird." Da auch nicht in Hedgefonds investiert wurde, habe die Wirtschaftskrise die Diözese nicht so hart getroffen. Das Finanzergebnis der vergangenen Jahre war stets positiv, blieb aber unter den Erwartungen, räumt Beiglböck ein

Regelmäßige Überprüfung

Ähnlich agiert die Diözese Gurk. Der Kärntner Finanzkammer-Direktor Franz Lamprecht: "Ethikkriterien bilden die Basis für ein Anlageuniversum. Aus diesem werden dann Titel ausgewählt." Alle drei Monate würden die Portfolios überarbeitet und ein externes Unternehmen überprüfe regelmäßig, ob die Richtlinien eingehalten werden. Lambrecht: "Vor allem bei Fonds kann sich da sehr schnell etwas ändern. Stimmt die Anlage nicht mehr mit unseren Kriterien überein, wird sofort gewechselt." Natürlich seien auch die ethisch sauberen Aktien nicht von der Krise verschont geblieben, so Lambrecht. "Die Papiere haben das Minus aber innerhalb des ersten Halbjahres 2009 schon wieder wettgemacht."

Neben den eindeutig als "nachhaltig" klassifizierten Fonds gibt es immer mehr konventionelle Investmentgesellschaften, die sich genau überlegen, wo sie ihr Geld investieren, so Anlage-Experte Lernbass. "Die Beiräte dieser Unternehmen drängen die Manager in Richtung nachhaltiges Investment". So habe die Krise schließlich doch etwas Positives bewirkt.