Man könnte fast glauben, die Finanzkrise hätte es nie gegeben. Die amerikanische Großbank Goldman Sachs schreibt Milliardengewinne, wie eh und je. Die Manager zahlen sich großzügige Boni aus. Rund eine Million US-Dollar wird der durchschnittliche Goldman-Mitarbeiter 2009 verdienen. Mit diesem hohen Gewinnen hatten sogar Analysten nicht gerechnet, schließlich musste die US-Regierung die Bank mit einem Zuschuss retten – insgesamt zehn Milliarden Dollar.

Zwei Wochen bevor der Finanzkonzern seine Quartalszahlen bekannt gegeben hat, erregte ein Artikel über Goldman Sachs weltweites Aufsehen. Das amerikanische Rolling Stone Magazin veröffentlichte einen Artikel des Journalisten Matt Taibbi. Dieser behauptete, dass die Bank systematisch Spekulationsblasen erzeugen würde, um daraus Profit zu schlagen. Das Geldinstitut antwortete umgehend. Der Artikel sei eine hysterische Ansammlung von Verschwörungstheorien, Goldman Sachs sei in Wahrheit eine Kraft des Guten.

Spekulationsblase: Immobilien

Angesichts der erneuten Boni für die Bankmanager lohnt es sich, die Argumente von Taibbi zu prüfen. Sein Kritikpunkt ist, dass wichtige Stellen in der Regierung der USA von ehemaligen Mitarbeitern von Goldman besetzt sind. Unter ihnen auch Robert Rubin, ein Berater von Bill Clinton und bis 1999 Finanzminister der USA. In seiner Amtszeit wurde der Kreditmarkt in den USA großzügig dereguliert, Kapital sollte sich möglichst frei bewegen. Die Folge: Banken vergaben Kredite an jeden, der in der Lage war einen Vertrag zu unterschreiben. Die faulen Hypotheken wurden neu „verpackt“ und weiterverkauft. Einer der Hauptakteure auf diesem Markt war Goldman Sachs. Die Bank verdiente Milliarden mit diesen schlecht besicherten Krediten.

Konkurrenz ausgeschaltet

Die Folge dieser Spekulationsblase war die Finanzkrise, die 2007 losbrach. Ein Jahr darauf war erneut ein Ex-Goldman-Manager an den Hebeln der Macht, Henry Paulson. Der Finanzminister von George W. Bush ließ im Herbst 2008 die Investmentbank Lehman Brothers Konkurs gehen – den größten Konkurrenten von Goldman Sachs. Paulson gilt auch als Konstrukteur des US-Bankenpaketes. 700 Milliarden Dollar wurden in das amerikanische Finanzsystem gepumpt. Goldman Sachs wurde in eine Geschäftsbank umgewandelt und bekam zehn Milliarden aus dem Rettungspaket zugesprochen, allerdings mit einer Auflage: Die Managergehälter werden reguliert.

Die nächste Blase kommt bestimmt

Diese Kontrolle gefiel dem Geldinstitut allerdings nicht und nur wenige Monate nach der Staatshilfe zahlte die Bank die gesamte Summe zurück. Nun geht das Geschäft weiter, wie bisher: Es wird investiert und die Mitarbeiter erhalten hohe Sonderzahlungen. Matt Taibbi glaubt auch schon zu wissen, wo die nächste Spekulationsblase entsteht: Beim Handel mit Co2-Verschmutzungszertifikaten. Vorne mit dabei: Goldman Sachs.