Afghanistan ist eines der ärmsten Länder der Welt. Es könnte eines der reichsten sein. Das Land sei reich an wertvollen Metallen, so ein Bericht amerikanischer Geologen und des Pentagons. Dazu gehören Kobalt, Kupfer, Gold und Eisen, aber auch Lithium. Afghanistan könnte zum "Saudi-Arabien des Lithiums" werden, so die Wissenschafter. General David Petraeus bestätigte gegenüber der "New York Times" den Bericht. "Es gibt ein riesiges Potenzial", sagte der Oberkommandierende der US-Streitkräfte im Nahen und Mittleren Osten.

Die Wissenschafter gehen von einem Wert von rund einer Billion Dollar (900 Milliarden Euro/1,25 Milliarden Franken) aus. Das ist viel für das arme Land, dessen Bruttoinlandsprodukt nach drei Jahrzehnten fast ununterbrochenen Krieges auf nur 12 Milliarden Dollar geschätzt wird. "Das kann ein Rückgrat der afghanischen Wirtschaft werden", sagte der afghanische Bergwerksexperte Jalil Jumriany. Allerdings dürfte es angesichts der zerstörten Infrastruktur des Landes Jahre dauern, bis die Bodenschätze zugänglich sein werden.

Der Westen brauch Metalle, Afghanistan brauch Geld

Die Veröffentlichung der Ergebnisse des Berichts scheint nicht ganz zufällig zu sein. Nur einen Tag vorher berichteten Medien, der afghanische Präsident Hamid Karzai habe das Vertrauen in die amerikanischen und europäischen Streitkräfte verloren. Diese seien nicht fähig, die Taliban zu besiegen und die Abhängigkeit des Landes vom illegalen Opiumhandel zu brechen.

Karzai ist verärgert über die Absicht von US-Präsident Barack Obama, die Zahl der US-Truppen im Land zu verringern. Auch die Kritik des Westens an den afghanischen Wahlen kam bei Karzai schlecht an. "Der Präsident hat das Vertrauen sowohl in die Streitkräfte der Koalition wie in seine eigene Regierung verloren", sagt Amrullah Saleh, ehemaliger Chef der afghanischen Staatssicherheit.

Wegen der Bodenschätze könnten beide Seiten wieder einen Grund zur Zusammenarbeit entdecken. Der Westen braucht für seine Industrie seltene Metalle. Afghanistan wiederum braucht Kapital, sie zu entwickeln.

Bodenschätze können aber auch den Kampf um die Herrschaft im Land verlängern und die Korruption weiter anheizen.