Wie kommt es zu Innovationen, die eine satte Gesellschaft wie die unsrige für Wachstum und Wohlstand braucht? Dazu fünf Thesen:

1.Innovation braucht Strategie. Dass der Standort Österreich bisher über keine Innovationsstrategie verfügt, ist ein standortpolitisches Versäumnis erster Klasse. Wir müssen in die Top 3 (auf das Stockerl) der Nationen der hellsten Köpfe in Europa aufsteigen. Der Ansatz eines Forschungsfinanzierungsgesetzes geht in die richtige Richtung. Wir müssen die Rahmenbedingungen für Innovation optimieren - angefangen von der Finanzierung über die internationalen Spitzenleute, die wir anziehen und nicht vertreiben sollten, bis hin zu einem gesellschaftlichen Klima der Offenheit für das Neue. Wir waren bisher immer sehr gut, wenn es darum ging zu sagen, was nicht geht.

2.Innovation braucht Leadership. In der Wissenschaft, in der Politik, in der Wirtschaft - in allen Bereichen. Wir müssen uns dazu bekennen, vorne sein zu wollen. Wenn wir nicht vorne sind, ist jemand anderer dort. Gerade in Krisenzeiten ist es wichtig, Leadership zu zeigen. Krisen sind für Innovationen nicht zwangsläufig notwendig, aber sie können Katalysator für Neuerungen und Änderungen sein. Krisen sind der Lackmustest dafür, ob jemand Leadership hat oder nicht. Denn in Krisenzeiten liegen die Schwächen der Schönwetter-Politiker und -Manager schonungslos offen.

3.Innovation braucht Unternehmertum. Ohne Unternehmertum gibt es keine wirtschaftlich relevanten Innovationen. Denn der Markt ist eine Bühne, die einen Hauptdarsteller braucht: den Unternehmer. Sie sind die echten Innovationshelden, weil sie das Risiko eingehen, neue Wege zu gehen. Unternehmer zeichnen sich dadurch aus, dass sie unter existenziellem Risiko etwas Neues schaffen oder anwenden. Wenn es eine Lehre aus der - noch nicht überstandenen - Wirtschaftskrise gibt, dann die, dass die Unternehmer nicht das Problem, sondern die Lösung sind. Deshalb brauchen wir mehr davon - und die Unternehmer brauchen mehr Freiheit, um ihre Innovationen in die Tat umzusetzen.

Die unternehmerische Freiheit steht am Anfang, wenn wir Wachstum, Wohlstand und soziale Sicherheit haben wollen. Zur Sicherung dieser Freiheit müssen wir nicht nur gegen die Bürokratie ankämpfen, sondern auch fairen Wettbewerb sichern. Wettbewerb ist schließlich das beste Verfahren zur Entdeckung von Zukunft. Aber Markt ohne Regeln ist sehr schnell Anarchie. In Österreich herrscht immer noch ein bisschen die Mentalität "wir werden uns das schon richten" vor. Wir brauchen aber in allen Märkten Regeln, die alle gleich behandeln, die Barrieren abbauen, die Machtmissbrauch, Privilegien und Sonderrechte verhindern - nur dann kann unternehmerische Freiheit gelebt werden, nur dann kann sich unternehmerische Innovationskraft frei entfalten.

4.Innovation braucht ein Bildungssystem, das Innovationskraft fordert und fördert. Österreich braucht ein Bildungssystem, das unseren Kindern die Neugierde und die Lust auf Neues erhält und diese fördert. Wir haben zwar ein extrem teures Schulsystem, der Output ist aber bestenfalls Mittelmaß. Das mindert unsere Innovationskraft.

Der Management-Club hat deshalb ein neues Schulverwaltungsmodell entwickelt, das die Verantwortlichkeiten wieder in die Schulen gibt und sich vom jetzigen, chaotischen System der Unverantwortlichkeit und parteipolitischer Besetzungspraxis löst.

Echte Schulautonomie, professionelles Schulmanagement - das stärkt den Aktions- und damit auch den Innovationsradius der Schulen, der Lehrer und der Kinder. Bildung zur Innovation heißt auch, dass wir endlich ein positives Verhältnis zu Unterschieden und Ungleichheiten entwickeln.

Denn aus Ungleichheit entsteht Dynamik, Entwicklung, Innovation. Wir leben in Österreich in einer gleichheitskranken Gesellschaft, in der es nach der Vorstellung einiger weder Arme noch Reiche gibt, sondern alles irgendwie möglichst gleich verteilt ist - ein Schreckensszenario für alle, denen Entwicklung und Innovation ein Anliegen ist. Die Überbetonung von Gleichheit und von Sicherheit gegenüber dem Risiko lässt die Innovationskräfte einer Gesellschaft erlahmen. Und wir sollten uns in diesem Zusammenhang ernsthaft fragen, ob die jüngste Finanzmarktkrise nicht vielleicht durch ein maßloses Sicherheitsdenken angetrieben wurde - denn es war ja eigentlich mangelnde Risikobereitschaft, die dazu geführt hat, dass man Risken durch strukturierte Produkte vermeintlich weggezaubert hat.

5.Innovation braucht einen langen Atem. Darüber dürfen wir uns in unserer "instant society" nicht hinwegtäuschen. Gerade in unserer von Klein- und Mittelbetrieben dominierten Wirtschaftswelt prägen adaptive Innovationsleistungen das Bild - nicht unbedingt die großen Innovationssprünge, die alle herbeisehnen. Aber auch für die braucht es den langen Atem, braucht es Investitionen in Grundlagenforschung - wobei die Grenzen zwischen Grundlagenforschung und angewandter Forschung erfreulicherweise zunehmend verschwinden.

Den langen Atem haben, das ist eine Tugend, die sowohl in der Wirtschaft als auch in der Politik zählen sollte. Wer nur auf Quartalsergebnisse schielt, wer nur auf den nächsten Wahltermin schaut, wer nur auf das schnelle Geld aus ist, wer gar nicht verstehen will, welche Finanzgeschäfte er macht, der hat auf lange Sicht das Nachsehen. Der erwirtschaftet nicht Wert, sondern der verspielt Zukunft. Daher müssen wir in der Innovationspolitik einen langen Atem haben - und auch dem zunächst zweckfreien Forschen seinen Raum sichern.

Innovationskraft ist die beste Strategie, um Zukunft beherrschbar und sicher zu machen. Innovationskraft ist gleichzeitig der beste Weg, um gesellschaftliches Wachstum und menschlichen Wohlstand zu schaffen. Hier liegt die Zukunft - und nicht in Verboten, Überregulierungen und Eingriffen gegen die unternehmerische Freiheit.