Knapp eine Woche ist es her, dass Franz Struzl sein Comeback auf der Managerbühne ankündigte - als fünfter Chef des Feuerfestkonzerns RHI in den vergangenen vier Jahren. RHI betreibt in Österreich Werke in der steirischen Veitsch und im kärntnerischen Radenthein. Struzls Ziele: "Das, was ich immer gemacht habe - Synergien finden, Effizienz steigern und Kosten senken." Zwei Monate will er sich Zeit nehmen, um den Konzern, seine Produkte und alle Strategien zu durchschauen.

Der erste offizielle Auftritt ist noch ein leichterer und wurde schon von den Vorgängern gezeichnet. In der Nähe von Rio de Janeiro, wo Struzl, nach einer unrühmlichen Insider-Affäre, die Böhler-Tochter Villares Metals zum "wohl besten Edelstahlerzeuger" pushte, darf er den Spaten für das erste Werk der RHI auf brasilianischem Boden ansetzen. Mitten auf die braune Wiese stellt RHI um 85 Millionen Euro ein Feuerfestwerk.

Mitte 2013 will man mit 200 Beschäftigten die Produktion aufnehmen und so den Marktanteil im Land von derzeit importierten 15 Prozent bei der Stahlproduktion auf 30, vielleicht 40 Prozent steigern. "Die Fußballweltmeisterschaft 2014, die Olympischen Spiele 2016, dazu kommt noch ein Mangel in der Infrastruktur, Brasilien hat in den nächsten Jahren Hunger auf Stahl", analysiert Struzl. 2004 kamen auf jeden Brasilianer noch 110 Kilogramm Stahlverbrauch pro Jahr, aktuell sind es 170 Kilo. Doch die Benchmark gibt China mit 450 Kilo Jahresverbrauch vor.

China, auch dort will Struzl mit der RHI noch stärker vertreten sein. In Indien ebenfalls und in Russland, wo er für die Voest nach der Wende die Märkte aufbaute, sowieso. "Bis Jahresende will ich Projektteams für diese Regionen installiert haben." Dort, wo die Kunden sind, muss auch die RHI vertreten sein, lautet seine Vorgabe. Und dass die Konkurrenz nicht schläft, merkt man gerade in Brasilien mehr, als an anderen Orten.

Brasilianer kontern

Die Frage nach dem Konkurrenten Magnesita ist allgegenwärtig. Vor einer Woche eröffneten die Brasilianer, im weltweiten Feuerfestsegment die Nummer drei, in Wien ein Vertriebsbüro. Jetzt, wo die Aktie der RHI unter Druck ist, wird sogar offen darüber spekuliert, ob Magnesita die weit größere RHI schlucken könnte. "Das sind Ablenkungsmanöver", winkt Giorgio Capelli, Finanzvorstand an der Seite Struzls, ab. Und die Frage nach einem möglichen Anteilsverkauf an der RHI? "Die leite ich an unseren größten Eigentümer weiter", so Struzl ausweichend. Schon länger macht das Gerücht die Runde, Investor Martin Schlaff, mit rund 30 Prozent größter Einzelaktionär, würde seine Anteile gerne versilbern. Nur: Solange der Kurs der Aktie um die 16 Euro dümpelt, dürfte sich kaum jemand finden, der Schlaff auch nur im Ansatz jene 23 bis 26 Euro bezahlt, die er einst hinlegte.

Zwei Milliarden als Ziel

Doch darüber, dass die Aktie wieder attraktiver werden muss, macht sich Struzl keine Illusionen. Struzl legt gleich eine Latte, an der man ihn am Ende seines dreijährigen Vertrages messen soll: "Zwei Milliarden Euro." Das ist das Umsatzziel, das er mit den mehr als 7000 Mitarbeitern im Konzern erreichen will. Zum Vergleich: 2010 lag der Umsatz bei 1,5 Milliarden Euro. "Ein wesentlicher Punkt dabei ist die Rückwärtsintegration." Das heißt, sich selbst mit Rohstoffen zu versorgen. So einfach, wie in Veitsch und Radenthein, wo man den Magnesit direkt im Werk abbaut, wird es andernorts nicht gehen. "Aber je unabhängiger wir vom Rohstoffmarkt sind, umso besser geht es uns", so Struzl. Derzeit beträgt die Eigenversorgung zwischen 50 und 60 Prozent. Doch auch das Geschäft abseits des Stahlsektors will Struzl stärken. Feuerfestprodukte braucht man nicht nur für Stahl, auch Aluminium, Glas und Zement kann man ohne die Keramiken nicht erzeugen. Ausbaupläne fürs neue Werk gibt es bereits.