Schon wieder muss alles raus. Abverkauf herrscht im heimischen Sporthandel - und ist es nicht der "Sale", dann sind es Einführungsangebote. Ein bissl was geht also (fast) immer.

Sport darf anstrengend sein. Auch der Sporthandel sorgt seit Monaten für einen erhöhten Puls bei den Beteiligten. 46 Prozent des Marktes gingen im vergangenen Jahr in ausländische Hände über. Der britische Diskonter Sports Direct schluckte in Etappen die angeschlagene Gruppe Eybl/Experts und positioniert als nunmehriger Alleineigentümer das Filialnetz völlig neu. Intersport Österreich ging an Intersport Deutschland. Sport 2000 kooperiert eng mit der zu Kastner & Öhler gehörenden Gigasportkette. Hervis bleibt zwar beim Mutterkonzern Spar, will bis Ende des Jahres aber sämtliche Standorte in Österreich auf die neue Mehrkanalstrategie (Multichannel) trimmen.

Die Karten sind also neu gemischt, leichter wird das Spiel für die Mitbewerber aber nicht werden. Die Schnäppchenjäger dürfen sich freuen, denn der Preiskampf werde härter denn je, prognostiziert Holger Schwarting, Chef des Händlerverbundes Sport 2000. Schwarting erwartet eine weitere Segmentierung des Marktes - neben den Preisanbietern Hervis und Sports Direct sieht er seine eigenen Händler, Gigasport und Intersport im Qualitätssegment. Und in der Neupositionierung des preisaggressiven Diskonters Sports Direct eine Chance für seine Kette. "Da entsteht ein Vakuum, das es aufzufüllen gilt. Nicht alle Kunden werden ihre Lösung bei Sports Direct finden", ist Schwarting überzeugt.

Denn der heimische Sportartikelkäufer sei nicht nur ein Schnäppchenjäger, sondern auch "echter Fan und treuer Stammkunde". Für sie würden Marken und Qualität, auch in der Beratung und beim Einkaufserlebnis, mehr zählen als der Preis allein. Sport 2000 habe einen Stammkundenanteil von 85 Prozent.

Markenqualität

Im Wettlauf um neue Käufer bringen sich Schwarting und sein Marketingchef Christoph Krahwinkler mit einer Qualitätsoffensive in Position, die unter der Bezeichnung "Teamkraft" alle internen und externen Maßnahmen zur Steigerung der Qualität bei Sport 2000 zusammenfassen soll. Erreichen will man Verbesserungen im Sortiment, im Außenauftritt, der Präsentation der Geschäfte und in der Beratung.

Vor allem für Kunden interessant: Sport 2000 will sich auf fachhandelsorientierte Lieferanten und "starke Marken" konzentrieren. Die Zusammenarbeit mit Gigasport sei der richtige Schritt gewesen; die Kette erzielt derzeit ein Viertel des Einkaufsvolumens von Sport 2000. Der Händlerverbund will übrigens bis 2015 von 475 auf 500 Standorte wachsen.

Das Online-Geschäft spielt im Sportartikelhandel noch eine untergeordnete Rolle, sagt Schwarting. "Es sind vor allem preisgetriebene Kunden im Internet." Hier sei keine Offensive geplant, wohl aber will man auf die Mehrkanalstrategie setzen.

Hier knüpft Hervis an. Die Spar-Tochter, die in Österreich 80 Filialen betreibt, will ihr Netz heuer um drei bis vier Standorte ausbauen, unter anderem im neuen Wiener Hauptbahnhof. Umgesetzt ist das Multichannel-Konzept bereits in der umgebauten Filiale im Grazer Citypark.